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berliner szenen Der Vattenfall-Mann

Ein guter Eindruck

Um kurz vor neun Uhr morgens war ich unterwegs zu einer Verabredung und schon ziemlich spät dran, als mich am Senefelderplatz ein Mann ansprach. Wie man am besten zu „Vattenfall“ komme, fragte er mich. Er machte nicht gerade den taufrischesten Eindruck und hielt eine geöffnete Bierflasche in der Hand, seinem holprigen Tonfall nach zu urteilen nicht die erste am heutigen Tag. Während ich überlegte, schlug er vor, zum Hackeschen Markt zu fahren und dann weiterzusehen.

„Ich weiß nicht, ob Hackescher Markt so gut ist“, antwortete ich. „Wäre es nicht besser, Sie würden zum Nordbahnhof fahren? Oder zur Zinnowitzer Straße?“ Ich war mir nicht sicher. Den Strom habe man ihm abgestellt, erzählte der Mann unterdessen. Dabei sei er doch nur für ein paar Wochen auf Reisen gewesen. „Eine Riesenschweinerei ist das!“ Ich pflichtete ihm bei, dass das eine ziemliche Ungerechtigkeit war, und gab ihm den Tipp, die offene Rechnung telefonisch stunden zu lassen. Bei mir habe das eigentlich immer funktioniert.

„Ich denke, es macht einen besseren Eindruck, wenn ich persönlich vorbeigehe“, hielt mir der Betrunkene entgegen. Was konnte ich bloß erwidern? Sollte ich ihn darauf hinweisen, dass er den positiven Eindruck auf die Vattenfall-Mitarbeiter möglicherweise durch die Tatsache unterminieren würde, dass er sternhagelvoll war? Wir kamen schließlich überein, dass es am sinnvollsten wäre, die Torstraße immer geradeaus zu gehen und dann noch einmal einen Passanten nach dem Weg zu fragen. Ich wünschte ihm viel Glück und ging schnellen Schrittes weiter. Mittlerweile war klar, dass ich zu spät zu meinem Termin kommen würde. Aber immerhin war ich noch nüchtern.

ANDREAS RESCH

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