Gemeinsam gesünder

SYNERGIE Das Hauptstadtbüro Komplementärmedizin soll alternativen Therapien mehr Gewicht verschaffen in Politik und Wissenschaft, mit dabei sind Homöopathen und Anthromediziner

Ob Globuli, Vitalpilze oder Heileurythmie: viele Patienten wünschen komplementärmedizinische Behandlung, immer mehr Ärzte bieten sie an. Was bisher noch fehlte, war eine Interessenvertretung, um alternative Ansätze im öffentlichen Gesundheitswesen und der Forschung besser zu verankern. Ein halbes Dutzend alternativmedizinischer Verbände hat nun in Berlin ein gemeinsames „Hauptstadtbüro Komplementärmedizin“ eröffnet, mit dabei sind neben dem Berufsverband Deutscher Präventologen und der naturheilkundlich orientierten Hufelandgesellschaft auch der Dachverband anthroposophischer Ärzte in Deutschland (DaMiD), das Netzwerk AnthroMed und der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ).

Im Praxisalltag ist die Komplementärmedizin längst verankert: bundesweit führen rund 40 Prozent der niedergelassenen ÄrztInnen eine Zusatzbezeichnung aus dem Bereich der Komplementärmedizin. Über die beteiligten Verbände vertritt das neue „Hauptstadtbüro Komplementärmedizin“ nun ein Viertel aller niedergelassenen MedizinerInnen. Die Interessenvertretung fühlt sich aber für andere Gesundheitsberufe zuständig, wie etwa Pflegende und Therapeuten, die komplementärmedizinisch orientiert sind. Und überhaupt für alle, die sich für ganzheitliche Gesundheitskonzepte interessieren – mit im Boot ist nämlich auch der Kneipp-Bund.

Kneipp-Präsidentin Marion Caspers-Merk steht voll hinter dem neuen Hauptstadtbüro: „Zwei Drittel der Bevölkerung schätzen Naturheilverfahren. Dennoch sind diese Verfahren in der Politik noch nicht angekommen. Deshalb gilt es, uns unterzuhaken und die Kräfte von Patientenverbänden, Gesundheitsarbeitern und Fachverbänden zu bündeln, um den Naturheilverfahren mehr Gewicht und mehr Stimme zu verleihen.“

Ähnlich denkt Matthias Girke, der Vorstandsmitglied im DAMiD ist: „Gemeinsam sind wir stärker. Die Komplementärmedizin ist noch längst nicht da, wo sie hingehört. Nämlich fest verankert im deutschen Gesundheitssystem sowie in Forschung und Lehre.“

Cornelia Bajic, erste Vorsitzende des DZVhÄ, sieht in der Bürogemeinschaft gleichfalls viele Chancen: „Wir haben mit diesem Zusammenschluss auch den zentralen Anlaufpunkt für alle Belange der ärztlichen Komplementärmedizin in Deutschland geschaffen, davon profitieren sowohl Politik und Medien als auch die Verbände selber.“

Umfragen zufolge setzen rund zwei Drittel der Deutschen auf ergänzend eingesetzte Verfahren wie Naturheilkunde, Homöopathie oder die anthroposophische Medizin. Um diesen Wunsch der Patienten erfüllen zu können, sind aber in der Praxis die entsprechenden Rahmenbedingungen nötig, zum Beispiel die Verankerung solcher Therapien im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung. Außerdem braucht es angemessene Strukturen, um die komplementärmedizinischen Verfahren in Forschung und Lehre besser zu berücksichtigen. In beiden Bereichen will das „Hauptstadtbüro Komplementärmedizin“ zukünftig Weichenstellungen anstoßen, damit Patientinnen und Patienten wirklich frei wählen können, wie und von wem sie behandelt werden. ANSGAR WARNER