Schottisch rot
FOTOS KIERAN DODDS
TEXT STEFFI UNSLEBER
„Meiner Mutter hat es nicht gefallen, dass sie zwei Töchter mit roten Haaren hatte, sie schnitt sie so kurz wie möglich. Für mich fühlt es sich irgendwie patriotisch an, rothaarig zu sein. Den Gedanken, dass meine Haare irgendwann weiß werden, mag ich nicht“
KIRSTY STEVEN, 45, ÄRZTIN FÜR UMWELTMEDIZIN
Jesus war wohl der wichtigste Mensch der westlichen Welt, sagt der Fotograf Kieran Dodds. Deshalb habe man ihn oft mit roten Haaren gemalt. Weil er besonders war. Erdbeerblond. Orangerot. Kastanienbraun. 2 Prozent der Deutschen sind rothaarig – 14 Prozent der Schotten. So viele wie nirgends sonst. Forscher vermuten, das Klima begünstige das Rothaarigen-Gen. Der Fotograf Kieran Dodds hat rothaarige Schotten getroffen, fotografiert und gefragt, was es ihnen bedeutet, in der Heimat der seltensten Haarfarbe zu leben.
Er habe das Projekt schon länger im Kopf gehabt, sagt Dodds. Aber nie damit angefangen. Bis das Referendum näher gerückt ist: Am 18. September stimmt Schottland über seine Unabhängigkeit von Großbritannien ab.
Dodds hat angefangen, über schottische Identität nachzudenken. Was führt dazu, dass Menschen sich schottisch fühlen. Seine Suche nach Menschen begann er auf Facebook. Die Resonanz war so groß, dass er seine Serie noch nicht beenden konnte.
„Bei Konzerten entdecken mich meine Freunde immer in der Menge. Man wird auch vom anderen Geschlecht bemerkt – plötzlich fängst du an, dich über Haarpflegeprodukte zu unterhalten. Beim Ausgehen passiert es, dass fremde Leute kommen und meine Haare flechten. Ich sitze da und lasse sie machen“
COLUM MCCRUDEN, 21, MATHEMATIKSTUDENT
Bei den Shootings hat Dodds festgestellt, dass sie alle ähnliche Erlebnisse haben. Auf Reisen etwa haben ihn die Menschen immer angestarrt, sagt Dodds. Aber ihn hat das auch etwas stolz gemacht. „Meine Haare sorgen dafür, dass ich mich schottisch fühle“, sagt er.