Kattenturm verkehrsmäßig chaotisieren

Jahre nach Baubeginn schießen auf einmal Bürgerinitiativen gegen die Neustadt-Autobahn A 281 aus dem Boden. Grund ist ein Mega-Knoten, der kurz vor Kattenturm entstehen soll – und die geplante Querspange nach Brinkum

Den Autobahn-Planern Bremens schlägt ein ungekannter Gegenwind entgegen. Über 500 BürgerInnen erhoben unlängst Einwendungen gegen den geplanten Weiterbau der Neustadt-Autobahn von der Schrägseilbrücke am Flughafen bis zum Arster Zubringer. Gestern folgten die Stadtteilbeiräte, deren Gebiet die Asphaltpiste tangiert. Der Beirat Neustadt, so heißt es in dessen einschränkender Stellungnahme zum Autobahnbau, „lehnt die Pläne zum Bauabschnitt 2.2 ab“. Ähnliches wollte der Beirat Obervieland gestern Abend beschließen. Man sei „einigermaßen überrascht“ ob des Proteststurms, heißt es im Bauressort.

Schließlich ist die Neustadt-Autobahn schon seit Jahren im Bau. Der Großmarkt musste ihr weichen, Woltmershauser Kleingärten ebenso, und die gigantische Brücke, auf der der Verkehr dereinst am Flughafen vorbei quer durch die Neustadt zur B75 rollen wird, ist schon von weitem zu sehen. Nennenswerte Proteste dagegen gab es keine.

Ein wahres Gründungsfieber von Bürgerinitiativen aber löste der Bauabschnitt 2.2. in Richtung Kattenturm aus, dessen Pläne unlängst auslagen. Binnen Wochen schossen sie aus dem Boden, im Wohnviertel Wolfskuhle östlich des Flughafens, an der Kattenturmer Heerstraße, dem Arsterdamm, der Reinhold-Koch-Straße und in Huckelriede. Die drei Kleingartenvereine in Kattenturm mit eingerechnet zählt der „Vereinigung der Bürger- und Verkehrsinitiativen Obervieland und Huckelriede“ inzwischen acht Unterorganisationen – ein Sprachrohr mehrerer Tausend BürgerInnen.

Prinzipielle Gegner der Autobahn sind sie nicht. Wütend macht sie aber die geplante neue Abfahrt Kattenturm – ein monströses Knotenbauwerk, das den Verkehr von der Autobahn in einem Schlenker geradewegs auf die sowieso schon stark verkehrsbelastete Kattenturmer Heerstraße leitet – und dem Huckelrieder AnwohnerInnen nahe der Neuenlander Straße eine neun Meter hohe Lärmschutzwand vor die Nase knallt. Von einer Entlastung, wie sie ihnen einst versprochen wurde, könne dabei keine Rede sein, schimpft Renate Neumann-Breeger von der Bürgerinitiative „Rettet die Wolfskuhle“.

Der Anschluss der Autobahn vom Flughafen an den bestehenden Arster Zubringer allein ließe sich auch weitaus verträglicher gestalten: wenn der Verkehr direkt in den etwas verlängerten Trog des Zubringers flösse. Der geplante Knoten samt Schlenker ist nur dann nötig, wenn die Autobahn durch eine Querspange zur A 1 nach Brinkum ergänzt wird. Und diesem so genannten Bauabschnitt V, der bislang nur als Skizze in den Köpfen der Autobahnplaner existiert, fielen ein Teil des Wohngebiets Wolfskuhle sowie die Kattenturmer Kleingärten zum Opfer.

Eine „ernsthafte Prüfung, wie auf den Bau der Querspange verzichtet werden kann“, fordert daher der Beirat Neustadt, und das schließt auch den Anschlussknoten mit ein. Der nämlich, das räumten die Verkehrsplaner öffentlich ein, werde Kattenturm erstmal „verkehrsmäßig chaotisieren“. ARMIN SIMON