Im Land der bunten Bausteine

Am Potsdamer Platz eröffnet am Samstag das erste Indoor-Legoland der Welt. Auf zwei Etagen können kleine und große Bastler ihre eigenen Welten erschaffen, mit Zügen durch Fantasielandschaften brettern und Berlin im Kleinformat bestaunen

VON KATHRIN SCHRECK

Die Kinder, die schreien und spielen und toben, stören ihn nicht. Herr Posner sieht sogar ziemlich konzentriert aus. Mit Bedacht wählt er die notwendigen Steine aus, um sie anschließend punktgenau zusammenzusetzen. Ein Auto soll das mal werden, das ist schon in diesem frühen Baustadium klar zu erkennen.

Eigentlich eröffnet das Legoland Discovery Centre im Sony Center am Potsdamer Platz erst am Samstag. Aber die Medien und ein paar Kinder – für die von den Medien gewünschten Fotos – durften gestern schon mal alles ausprobieren. Im „Bau- und Testcentre“ heißt das vor allem: tausende Legosteine zusammenbauen – auch wenn die dabei entstehenden Kreationen nicht so perfekt sind wie im „Miniland“ eine Etage höher.

Fünf Millionen Steine wurden insgesamt für die Modelle im hiesigen Legoland verbaut. Rund eine Million stecken im „Miniland“. Der größte Teil davon in „Berlin en miniature“: Der Berliner Dom wurde aus rund 300.000 Steinen nachgebaut, der kleine Reichstag besteht aus 190.000, das Brandenburger Tor immerhin noch aus 25.000 Klötzen.

Detlef Posner ist der Opa eines der anwesenden Kinder. „Meine Kinder hatten früher Lego, da hab’ ich schon mal mitgespielt“, erklärt der Mann mit lichtem Haar im gelben Pulli seine Fertigkeiten. Er ist mit seinem Interesse für die bunten Steinchen in großer Gesellschaft: Das erste Indoor-Legoland der Welt hat eine Fläche von 3.500 Quadratmetern. Die Betreiber erwarten pro Jahr 300.000 Besucher – trotz des teueren Eintritts: Erwachsene zahlen 14,50 Euro, Kinder 11 Euro. Kommen wirklich so viele Besucher, dürften sich die sieben Millionen Euro Investitionen ziemlich schnell auszahlen. Investor ist die Merlin Entertainment Group, die auch das „Sea Life Centre“ nahe dem Alexanderplatz und Madame Tussauds, unter anderem in London und Amsterdam, betreibt.

Ulla Möll ist die Projektleiterin des neuen Legolands – der Stress der letzten Wochen ist ihr deutlich anzumerken. „Wir sind sehr, sehr zuversichtlich, dass wir am Samstag eröffnen können“, sagt sie zur Begrüßung. Und berichtigt sich später: „Nein, natürlich – wir werden Samstag auf jeden Fall eröffnen.“ Eigentlich sei ja auch alles fertig, es müssten lediglich noch ein paar elektrische Anschlüsse verlegt werden. Auch einige Special Effects fehlten noch.

Bei der Tour durch eine mittelalterliche Lego-Kulisse wird rasch klar, was sie meint: In den Mündern und Nasen einiger Lego-Figuren blitzen die nagelneuen Wasserdüsen, die heute aber noch trocken bleiben. Wenn erstmal alles fertig ist, dürften die Besucher in der „Drachenburg“ – so der Name der Tour – wohl auch angespuckt und angeniest werden.

Im 4-D-Kino klappt das mit den Special Effects schon besser. Hier trägt man die aus dem 3-D-Kino bekannten Pappbrillen. Die vierte Dimension besteht aus Konfetti-Schnee, der von der Decke regnet oder einem leichten „Wind“, der durch das Haar der Zuschauer weht. Auf der Leinwand zu sehen gibt es dabei Legomännchen in animierter Form.

Eine Weile später sitzt Herr Posner immer noch über seinem Auto, seine Enkelin hat sich zu ihm gesellt. Sie baut aber an ihrer eigenen kleinen Legolandschaft.