Hicks hofft auf Milde

Der Australier David Hicks bekennt sich in Guantánamo der „Unterstützung des Terrorismus“ schuldig

WASHINGTON taz ■ Im ersten Militärtribunal gegen einen Häftling des US-Lagers auf Guantánamo hat es eine überraschende Wendung gegeben: Der australische Terrorverdächtige David Hicks, 31, bekannte sich vor dem Sondertribunal am Montag in einem Anklagepunkt schuldig. Offenbar hofft Hicks auf eine Einigung, die es ihm ermöglichen könnte, nach einer Verurteilung seine Strafe in Australien zu verbüßen. Nach Einschätzung von Beobachtern rechnet Hicks nicht mit einem fairen Prozess in Guantánamo.

Theoretisch könnte der als „australischer Taliban“ bekannte Hicks zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Die US-Militärankläger sagten aber, sie würden nicht die Höchststrafe fordern. Die fünfjährige Haft des Australiers sowie sein Schuldbekenntnis wirkten strafmildernd.

Hicks’ Geständnis kam nach einem immer wieder unterbrochenen Verhandlungstag. Militärrichter Colonel Ralph Kohlmann überraschte den Saal zunächst mit der Anordnung, dass zwei von drei Verteidigern Hicks nicht zugelassen seien und nur der Militärverteidiger Major Michael D. Mori am Tisch sitzen bleiben dürfe. Dieser warf dem Richter im Laufe der Verhandlung immer wieder in heftiger Weise vor, parteiisch zu sein, woraufhin Kohlmann die Sitzung mehrfach unterbrach.

Mori sagte schließlich, sein Mandant werde die Anklage wegen „Unterstützung des Terrorismus“ nicht anfechten. Die Anklage wirft Hicks vor, in einem Al-Qaida-Trainingslager gewesen zu sein, wo er „Techniken des Kidnapping und des Straßenkampfes“ erlernt habe. Die Ankläger machten aber auch deutlich, dass Hicks, der Ende 2001 in Afghanistan aufgegriffen wurde, zwar keinen US-Amerikaner getötet, aber geheime Informationen über die US-Botschaft gesammelt habe. Den Vorwurf der Planung einzelner Terrorakte weise Hicks allerdings zurück.

Nach den Regeln des Sondertribunals müssen sich nach dem Schuldeingeständnis von Hicks nun Anklage und Verteidigung darauf einigen, in welchen Punkten genau sich der Angeklagte schuldig bekennt. Die Strafe, so Kohlmann, könnte dann Ende dieser Woche von einer Jury aus Militärangehörigen festgelegt werden.ADRIENNE WOLTERSDORF