Biogas wärmt Freibad auf

In Oelde-Stromberg beginnt der Sommer dieses Jahr schon früher: Bürger betreiben dort ihr eigenes Freibad mit einer Biogasanlage. Dank der umweltfreundlichen Energie hat die Wassertemperatur im Schwimmbecken schon 27 Grad erreicht

Entspannt ziehen Marga Röttig und Dodo Meyering ihre Bahnen im Wasserbecken. Die Sonne blinzelt nur leicht zwischen den noch laublosen Ästen der Bäume hervor. Die Besucher am Beckenrand tragen dicke Jacken – die Außentemperatur liegt bei nur 13 Grad Celsius. Die beiden Schwimmerinnen gleiten durch das Freibad in Oelde-Stromberg (Kreis Warendorf), wo bereits am vergangenen Wochenende die Saisoneröffnung gefeiert wurde. Das Wasser ist 27 Grad warm – dank einer Biogasanlage.

Ende 2005 beschloss die Betreiberin, eine städtische Tochtergesellschaft, das Bad zu schließen. Das wollten viele Stromberger und Strombergerinnen nicht hinnehmen: Sie gründeten einen Förderverein. Der betreibt das Bad seit vergangenem Jahr auf eigene Faust. Ideen zur Kostensenkung und Erhöhung der Einnahmen scheinen den Mitgliedern dabei nicht auszugehen.

Mehrere tausend Euro gab die Stadt zuvor pro Saison für Gas zur Erwärmung des Badewassers aus. Diesen Betrag kann der Förderverein nun beinahe komplett streichen. „Irgendjemand hatte gehört, dass ein benachbarter Landwirt vorhat, eine Biogasanlage zu installieren“, erzählt Peter Böhm vom Vorstand des Fördervereins. Die Vereinsmitglieder klinkten ihr Bad in die Anlage ein: Der vom Biogas angetriebene Motor muss gekühlt werden. Das nach der Kühlung erhitzte Kühlwasser wird durch eine Rohrleitung zum Freibad geleitet und erwärmt dort das Badewasser.

„Wir brauchen gar kein Gas mehr“, berichtet Böhm. „Wir haben nur ein bisschen erhöhte Stromkosten, um die Pumpe zu betreiben.“ Insgesamt muss der Verein pro Saison 60.000 bis 70.000 Euro an Betriebskosten aufbringen. Die biologische Lösung sorgt nicht nur für geringere Kosten, sondern auch für wärmeres Wasser und damit einen früheren Saisonbeginn. Kosten wollen Böhm und seine Mitstreiter auch durch eine eigene Bohrung nach Frischwasser senken. Die Vereinsmitglieder übernehmen zudem ehrenamtlich die Pflege der Außenanlagen, Reparaturen oder die Vorarbeiten für die Saison.

„Dass Bäder von Bürger- oder Fördervereinen übernommen werden, ist inzwischen gängige Praxis“, sagt Martin Lehrer, Sprecher des Städte- und Gemeindebunds Nordrhein-Westfalen. „Aber solche Modelle sind immer nur bedingt übertragbar auf andere Kommunen, da aktive Bürgermithilfe und deren Möglichkeiten überall unterschiedlich ausgeprägt sind.“ Die Konsequenzen aus einer derartigen Übertragung würden oft unterschätzt, heißt es in einer Schrift des Bundesverbandes öffentlicher Bäder von 2003. Schließlich müssten viele gesetzliche Bestimmungen und Vorschriften beachtet werden.

In Stromberg läuft alles glatt. Der Förderverein hat inzwischen mehr als 500 Mitglieder bei rund 5.000 Einwohnern des Ortsteils. Um die Einnahmen zu verbessern, setzen die Freibad-Freunde auch auf besondere Aktionen. Doch 70 Prozent der Einnahmen, sagt Peter Böhm, kommen noch immer über Eintrittsgelder zu Stande. „Dieses Jahr halte ich für ziemlich entscheidend“, sagt er zu den Perspektiven des Betriebs. 2007 hofft der Verein auf 30.000 Badegäste. Diesen Gästen wollen sie künftig besondere Attraktionen bieten: Als erstes soll eine Piratenbucht mit Höhle, Matschplatz und Piratenschiff entstehen. Eine Bucht mit Strandatmosphäre und ein Wellness-Bereich sollen folgen. „Wir fangen ja erst an“, sagt Peter Böhm.

NICOLE FENNEKER (DPA)