abtreibungsfreie zone
: Keine Macht den Paderbornern!

Wer sich als Atheist oder besser noch als Ex-Katholik in die Paderborner Innenstadt verirrt, kann sich dort leicht erdrückt fühlen. Die vielen Kirchen, Klöster und anderen Kirchengebäude strahlen auch in der säkularisierten Welt von heute eine unheimliche Autorität aus. Und das wohl zurecht: Paderborn ist offenbar die einzige Stadt, in der Frauen ihre Schwangerschaft nicht abbrechen dürfen. Kein Arzt traut sich den Anfang zu machen, hat Angst als böser Abtreiber dazustehen und diesen Ruf nie wieder loszuwerden. In welchem Zeitalter leben wir?

KOMMENTAR VON NATALIE WIESMANN

Jahrzehnte lang haben die Frauen in Deutschland – vor allem im Westen – um ihr Recht auf Abtreibung gekämpft. Aus Verzweiflung fuhren ungewollt Schwangere entweder in die Niederlande oder ließen sich auf Pfuscher ein. Erst 1995 hat die damalige Bundesregierung entschieden, Frauen in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft nach einer Pflicht-Beratung selbst entscheiden zu lassen. Deshalb ist es umso erschreckender, dass es heute noch abtreibungsfreie Zonen gibt und Frauen längere Wege auf sich nehmen müssen, um einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Dass eine Paderborner Schwangerenberaterin der katholischen Beratungsstelle Donum Vitae (lateinisch für „Geschenk des Lebens“ ) diesen Umstand nicht so schlimm findet, darf hier nicht der Maßstab sein.

Und es gibt sogar Anzeichen dafür, dass weitere solcher abtreibungsfreien Orte entstehen könnten: Zunehmend denken Kommunen darüber nach, ihre Krankenhäuser an private Träger verkaufen. Die Interessenten sind nicht selten kirchliche Wohlfahrtsverbände – wie etwa die katholische Ordensgemeinschaft der Malteser, die in Duisburg ein bisher städtisches Krankenhaus übernehmen will. Gewerkschaften befürchten zu Recht, dass in von der Kirche betriebenen Krankenhäusern keine Abtreibung möglich sein wird.