metalltarife
: Schlückchen aus der Pulle für alle

Die Metaller haben lange genug gedarbt. Da haben sie völlig recht. Nach Jahren schon fast grotesker Lohnzurückhaltung muss jetzt ein ordentlicher Schluck aus der Pulle her, wie man im Gewerkschaftsjargon sagt. Und die Pulle ist gut gefüllt.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Die Kollegen haben jahrelang effektiv Reallohnverluste hingenommen. Inzwischen steigen die Unternehmensgewinne rasant. Es ist legitim, wenn die Beschäftigten eine Beteiligung daran fordern. Und angesichts voller Auftragsbücher haben sie mit der Streikdrohung ein echtes Druckmittel in der Hand.

Klar ist aber auch, dass gerade die Betriebe der extrem heterogenen Metall- und Elektroindustrie nur schwer über einen Kamm zu scheren sind: Manche haben durch ihre Produktentwicklung Quasi-Monopole inne und verdienen kräftig daran, andere stehen im beinharten Wettbewerb mit Firmen aus Fernost und machen kaum Gewinn. Die Gewerkschaften wären deswegen gut beraten, eine erfolgsabhängige Komponente zu akzeptieren. So könnten sie zumindest in den prosperierenden Unternehmen ihrem Ziel ziemlich nahe kommen.

Eine doppelte Investition in die eigene Zukunft ist die Forderung nach Tarifregelungen für Leiharbeiter: So lassen sich der Aushöhlung des Tarifsystems Grenzen setzen. Und die Gewerkschaften werden den Ruch des Arbeitsplatzbesitzerclubs los.