Vorbild El Hierro

Die kleinste der Kanarischen Inseln will künftig ausschließlich Wind- und Wasserenergie nutzen

MADRID taz ■ El Hierro macht Geschichte. Die kleinste der Kanarischen Inseln, die zu den Unesco-Biosphären zählt, wird sich als erstes Territorium weltweit ausschließlich mit erneuerbarer Energie versorgen.

Das Heizkraftwerk, das bisher die 10.000 Einwohner von El Hierro versorgt, geht spätestens Ende 2009 vom Netz. Ersetzt wird es durch ein kombiniertes Wind-Wasser-Kraftwerk. Das spart jährlich 6.000 Tonnen Diesel, die bisher per Schiff auf die Insel gebracht werden. 20.000 Tonnen des Treibhausgases CO2, 100 Tonnen Schwefeldioxid und 400 Tonnen Stickstoff weniger werden in die Luft geblasen.

Die 278 Quadratkilometer große Insel verbraucht jährlich 35 Gigawatt Strom. Bis 2015 sollen es 48 Gigawatt sein.

54 Millionen Euro werden in das Wind-Wasser-Projekt investiert. „Das neue Kraftwerk ergänzt eine Energie, die immer wieder unterbrochen wird, durch eine ständig verfügbare“, versprechen die Konstrukteure.

Auf El Hierro bläst von März bis September ununterbrochen der Wind. Ein großer Park mit Windrädern wird dies nutzen, um elektrische Energie zu erzeugen. Und zwar mehr, als unmittelbar verbraucht wird. Mit dem Überschuss wird eine Pumpstation betrieben. Diese schafft Wasser aus einem 225.000 Kubikmeter großen Wasserreservoir unten an der Küste in ein Becken in einem erloschenen Vulkankrater 700 Meter höher. Sobald der Wind aussetzt, kommt der Wasserzyklus des Kraftwerks zum Einsatz. Turbinen erzeugen dann mit Hilfe des herab fließenden Wassers den Strom. Das bisherige Dieselkraftwerk bleibt für den Fall, dass es im neuen Wind-Wasser-Kraftwerk zu einem Störfall kommen sollte, erhalten.

„Das ist ein Unternehmen, wie es sonst nirgends auf der Welt ausprobiert wurde“, erklärt der Direktor der Forschungsabteilung des Kanarischen Technikinstituts, Gonzalo Piernavieja. Er hofft, dass die Selbstversorgung von El Hierro weltweit zum Vorbild wird. Sein Institut will prüfen, inwieweit auch andere Kanareninseln vom Erdöl unabhängig gemacht werden können.

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