„Wir müssen Kindern Vitamine unterjubeln“

Eltern sollten ihren Kindern schon zu Hause Lust auf gesundes Essen machen, sagt Kochprofi Mario Kotaska

MARIO KOTASKA, 33, ist Ein-Sterne-Koch im „La Société“ in Köln und aus der TV-Show „Kochprofis“ bekannt. Er unterstützt mit einer Gala am 6. Mai den Aufbau eines „Gesunde-Pause-Zentrums“ an einer Kölner Realschule.

taz: Herr Kotaska, immer mehr Schüler gehen lieber zur Dönerbude als in die Schulkantine. Woran liegt das?

Mario Kotaska: Das hat meiner Meinung nach zwei Ursachen. Zum einen liegt es daran, dass das Essen in der Kantine für Kinder wenig ansprechend ist, zum anderen, dass sie den Geschmack von einem einfachen Apfel oder Karottengemüse nicht mehr als lecker empfinden. Die Geschmäcker der Jugendlichen sind heutzutage stark von der Industrie beeinflusst.

Wie könnte die Lust auf Gesundes bei Kindern wieder geweckt werden?

Das Problem ist, dass Kinder denken, Gesundes sei unattraktiv. Deswegen muss man den Jugendlichen die Vitamine und Balaststoffe, die sie brauchen, mit einer kleinen Mogelpackungen unterjubeln.

Wie sieht eine solche Mogelpackung aus?

Manchmal reicht es schon, ein Gericht einfach anders zu benennen. Wenn ich den Kindern erzähle, dass es heute zum Beispiel einen Piraten-Nudelauflauf mit Käpt‘n Blaubär-Blut gibt, hört sich das schon viel attraktiver an, als wenn ich einfach sage, heute gibt‘s Spinat. Da muss man mal ein bisschen nachdenken.

Müssten die Schulkantinen also einfach nur kreativer sein?

Das allein reicht nicht. Das Problem von Kantinen ist, dass sie unter einem enormen Kostendruck stehen, gesunde Lebensmittel allerdings oft teuer sind. Biofleisch und Biogemüse kosten natürlich mehr als Produkte aus der Massenproduktion. Doch häufig sind Eltern nicht bereit 50 Cent mehr für das Essen ihrer Kinder auszugeben. Hier muss auf jeden Fall Aufklärungsarbeit geleistet werden. Nicht nur die Schulkantinen, auch die Eltern sind hier gefragt.

Gesunde Ernährung fängt zuhause an?

Auf jeden Fall. Leider sind einige Eltern in dieser Hinsicht ein wenig faul geworden. Statt ihren Kindern morgens einen Apfel abzuwaschen und mitzugeben, stecken sie ihnen Geld zu. Das landet natürlich sofort beim Kiosk, der mit Coca Cola und Snickers lockt. Ab und zu ist gegen einen Schokoriegel ja nichts einzuwenden. Doch Eltern müssen ihren Kindern beibringen, sich bewusst zu ernähren. Gemeinsam zuhause Kochen wäre schon ein erster Schritt.

INTERVIEW: STEPHANIE KASSING