Perfekt vorbereitet

Ex-Justizminister Gerhards will vor dem Knastmord-Ausschuss aussagen. Heute jagt er Wirtschaftskriminelle

Wolfgang Gerhards, 57, war NRW-Justizminister, ist Anwalt und bald Befragter im Knastmord-Landtagsausschuss FOTO: NRW.DE

Auf seinen Auftritt ist Wolfgang Gerhards vorbereitet: Was er davon halte, dass ein Untersuchungsausschuss des Landtags auf den Weg gebracht wurde, der sich mit dem Knastmord, aber auch der Regierungsarbeit des heute 57-Jährigen befassen will? „Es ist der Versuch von eigener Verantwortlichkeit abzulenken“, sagt Gerhards rasch. Ja, er rechne mit einer Einladung: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, sagt Gerhards und redet viel zum „schwierigen Gebiet“ Strafvollzug.

Gerhards wird auch den elf Abgeordneten im Ausschuss prompt Auskunft geben können. Obwohl der ehemalige Richter nach seiner Abwahl als Rechtsanwalt arbeitet, hat er seine Ansichten über Gefängnispolitik immer noch parat. Mit Vorgänger Jochen Dieckmann hätten sie weitreichende Reformen eingeleitet. Damals habe es noch zwei Justizvollzugsämter gegeben, zwei Schulen. Erst unter ihm sei im Ministerium eine Abteilungsleitung für den Vollzug eingerichtet worden, eine Politik der klaren Linie. Wie er hört, beschreitet auch seine Nachfolgerin, die Unions-Ministerin Roswitha Müller Piepenkötter, ähnliche Wege.

Das Justizressort sei ein „schwieriges Geschäft“. Vorfälle wie der Häftlingsmord in Siegburg könnten unter jedem Minister passieren. „Ich bin deshalb vorsichtig mit persönlichen Schuldzuweisungen“. Es müsse aber aufgeklärt werden, wie es geschehen konnte, dass Mithäftlinge im November 2006 einen Zellennachbarn erdrosselten, ob die Behörden richtig reagierten. Im Vollzug gebe es strukturelle Defizite: Die Beschäftigten würden nicht gut bezahlt für eine Arbeit mit den Gefangenen, die sehr viel schwerer werde. Als Ressortleiter hatte es Gerhards mit den Vollzugsbediensteten auch nicht leicht. Im Wahlkampf 2005 paktierte deren Landesvorsitzender Klaus Jäkel offen mit der CDU. Den Leuten sei damals „Manna“ versprochen worden und jetzt seien sie frustriert, weil sich nichts ändert, meint der gebürtige Mülheimer.

In Sachen Untersuchungen ist Gerhards ziemlich gut in Übung. Nach einem Intermezzo als Experte für außergerichtliche Einigungen und Mediationen bei einer Kölner Strafrechtskanzlei wechselte er als Rechtsanwalt in eine Frankfurter Sozietät, die sich auf Korruptionsfälle spezialisiert hat und auch ehemalige Polizei-Kommissare beschäftigt. Gerhards lacht: „Wir holen das Geld von Wirtschaftskriminellen zurück.“ CHRISTOPH SCHURIAN