Auf einer Insel der Glückseligen

betr.: „Viel Grund wenig Einkommen“, taz vom 27. 3. 07

Die utopischen Ideen sind oft die vernünftigsten, aber die vernünftigsten, einfachsten und schönsten Ideen scheitern für gewöhnlich an der Realität. Nicht nur dass die Idee des Grundeinkommens schwer gegen die Phalanx der Vorurteile durchzusetzen wäre. Wir befinden uns in einer gewaltigen Umordnung der weltweiten wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse, bekannt unter dem Stichwort Globalisierung. Die Idee des Grundeigentums steht in diesem Prozess als Vorschlag zur Bewahrung unseres sozialen Friedens quasi auf einer Insel der Glückseligen. Bekommen das Grundeinkommen auch die Exilanten und die zuwandernden Europäer aus den wirtschaftlich schwachen Gebieten? Usw. Es fehlt dieser Idee zugleich das Entscheidende, dass sie nämlich nichts wirklich Produktives beisteuert zur Lösung der aktuellen großen Aufgabe, wie sich Europa und darin Deutschland in der Globalisierung behaupten können. Wir können unsere Kultur und unseren Wohlstand im Prozess der Globalisierung langfristig nur halten, wenn wir mithalten können. Im Grunde ist unser einziges Plus eine überragende Bildungs- und Ausbildungsstruktur, und diese lassen wir gerade vor die Hunde gehen, anstatt sie auszubauen für den großen Wettbewerb. Investitionen, und zwar gewaltige, in Bildung und Wissenschaft, nicht nur technische Fähigkeiten, sondern auch kulturelle wie z. B. viel mehr aktive Sprachausbildung sind das Gebot der Stunde. Und mit Investitionen in Bildung können wir auch am besten die sozialen Probleme angehen und die sogenannte Integration.

BURKHART BRAUNBEHRENS, Ebertsheim

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