Heterogene Gruppen lernen am besten

„Es war nicht der große Knall, der uns zum Umdenken gebracht hat. Vor sieben Jahren waren wir an dem Punkt, zu sagen: So kommen wir als Schule nicht weiter. Also haben wir unsere Schüler befragt, was sie stört, was sie gut finden. Später auch die Eltern. So haben wir Schritt für Schritt Neuerungen eingeführt: Wir grüßen uns gegenseitig oder wir stehen auf, wenn der Unterricht beginnt. Es gibt keine Schulglocke mehr, und die Türen der Klassen stehen meistens offen. Jeden Donnerstag gibt es einen Dressday, da ziehen sich Lehrer und Schüler gut an. Solche Kleinigkeiten sind es, die insgesamt ein anderes Klima ergeben.

Wichtig ist Disziplin. Wer sich nicht an Regeln hält, kann aus der Schulgemeinschaft ausgeschlossen werden. Wir halten das für sehr wichtig. Wenn ein Schüler, was immer vorkommt, einen schlechten Tag hat und die ganze Klasse stört, dann muss er raus. Er kommt dann zu einem anderen Lehrer, mit dem er reden kann oder den Stoff allein nacharbeitet. Die anderen müssen weitermachen können.

Wir haben auch unseren Unterricht verändert. Wir versuchen ihn so variabel und schülerzentriert zu gestalten, wie es nur geht: Viel Partner- und Gruppenarbeit, es gibt Stationenlernen und Lernwerkstätten. Wir versuchen die Schüler zusammenzuhalten und nicht zu teilen. Denn ich bin der Überzeugung, dass man in heterogenen Gruppen am besten lernt. Nichts ist schlimmer als die Hierarchisierung der Schüler in oben und unten. Die unteren sehen sich immer als Verlierer. Es darf nicht sein, dass sich schon Jugendliche aufgeben.

Wenn ich mir was wünschen könnte, dann das: Wir müssen echte Ganztagsschule werden können. Wir brauchen in jeder Klasse eine zweite Kraft. Und wir brauchen Visionen für unsere Schüler – jeder von ihnen hat eine Chance verdient.“

Rudolf Gampl ist Rektor der Friedenschule im bayrischen Schweinfurt, 570 Schüler, 70 Prozent mit Migrationshintergrund.