Bremen zahlt weiter für „Palazzo Pisso“

ÖFFENTLICHES GELD Seit dreizehn Jahren zahlt die Stadt Bremen für die Instandhaltung von zwei öffentlichen Toilette 500.000 Euro pro Jahr. Nun konnte die Stadt den Preis auf 400.000 Euro drücken

Ein kostspieliges Örtchen leistet sich das arme Bremen. Eine halbe Million Euro kosten die öffentlichen Toiletten auf dem Domshof jährlich – was dem rot-grünen Senat schon lange ein Dorn im Auge ist. Doch ändern konnte er daran bislang nichts. Denn die Summe hatte die große Koalition 1998 mit dem Betreiber Hansewasser vertraglich festgelegt – für die nächsten 20 Jahre.

Dafür sollte der einst kommunale Versorger die unterirdische Klo-Anlage auf dem Domshof und die Toiletten im Brill-Tunnel in Ordnung halten. Letztere wurden aber im vergangenen Herbst geschlossen, das Geld an Hansewasser floss jedoch weiter. „Die Verträge sind leider so gestaltet, dass sie eine Pauschale bekommen – unabhängig was sie dafür tun“, sagt der Sprecher der Umweltbehörde, Michael Ortmanns.

Die Behörde und der Betreiber konnten sich jetzt auf einen Kompromiss einigen. Eine Anwaltskanzlei hatte im Auftrag von beiden Seiten errechnet, mit wie viel Geld der Betrieb der Brill-Toiletten bislang zu Buche geschlagen ist. Das Ergebnis: Die Stadt muss künftig 100.000 Euro weniger für die rund 20 Kabinen unter dem Domshof berappen. Die Stadt zahlt also 400.000 Euro pro Jahr für die Instandhaltung der Toilette. Das sei immer noch zu viel, sagt Ortmanns. „Deshalb wollen wir aus den Verträgen raus.“

Trotz der Summe, die die Anlage mit rosa-grauer Keramik schon verschlungen hat, ist von Luxus bei der Notdurft nichts zu sehen. Die neben einem Bunker errichteten Toiletten sind viele Jahrzehnte alt. In den 1980er Jahren ließ die Stadt diese für 870.000 Euro renovieren. „Palazzo Pisso“ nennen die Bremer diese seither. Der Bund der Steuerzahler sprach damals von einem Musterbeispiel für die Verschwendung öffentlicher Gelder.

Geht es nach der Umweltbehörde, ist das teure Örtchen bald sowieso Geschichte. Die Aktion „Nette Toilette“, bei der Lokale und Geschäfte ihre Klos für die BürgerInnen öffnen, soll die öffentlichen Häuschen überflüssig machen. In der Bremer Innenstadt beteiligen sich nach Angaben von Ortmanns bereits 24 Betriebe, die dafür 70 bis 100 Euro monatlich von der Behörde erhalten. (dpa)