Zentralorgan der BGE-Fans

betr.: „Vorteile liegen auf der Hand“, Kommentar von Katharina Koufen, „Eine risikoreiche Revolution“, „Die Arbeit von einer großen Bürde befreien“, taz vom 27. 3. 07

Langsam habe ich den Eindruck, die taz – die Zeitung, die sein muss (nach eigener Aussage) – mutiert zum Zentralorgan der BGE-Fans. Vor nicht langer Zeit der Anthroposoph Werner, nun zum wiederholten Mal der Herr Straubhaar, der Märchenonkel vom HWWI. Die Verfasserin des Kommentars von der Seite 1 outet sich als Parteigängerin und preist die Vorteile dessen, was sich Herr Straubhaar so ausdenkt. Nun aber auch noch zusätzlich Frau Hohenleitner vom gleichen Verein. Na gut, sie hat wieder mit den Laborratten gespielt. Das Ergebnis wird dann als Studie mit einem bombastischen Titel unter das Volk gebracht. Das Volk, in diesem Fall ein Redakteur der taz, ist ergriffen und liefert nur noch die nötigen Stichworte, damit Frau Hohenleitner ihre intellektuellen Höhenflüge starten kann.

400 Euro seien zu wenig zum Leben, das sehe sie auch so. Na, das ist doch mal eine Erkenntnis. Aber sie rechnet ja nur mit einem Modell. Ja, in dem Modell, da hat man mit 600 Euro gerechnet, das ließ sich einfacher rechnen. Aber wenn man leben möchte, dann müssen es wohl so 800 Euro sein, das ginge dann schon. Allerdings müssen dann die Einkommenssteuern auf 50 % angehoben werden. Dann funktioniert das Modell auch mit 800 Euro. Keine Nachfrage danach, wer eigentlich die Höhe von 600 resp. 800 Euro festlegt und warum. Es ist ja „nur“ ein Modell.

Die Arbeit wird von „Bürden“ befreit! Der Kündigungsschutz eine „Bürde“. Die „verdeckte“ Armut wird beseitigt! Ja, sie wird durch die offene ersetzt. Immer mehr Menschen finden das Modell attraktiv. Jawohl, immer mehr Menschen finden eine Welt ohne Mord und Totschlag attraktiv. Wenn man einige physikalische Naturgesetze außer Acht lässt, funktioniert mein Perpetuum mobile auch und meine modellhafte Glühbirne brennt ewig ohne Strom.

Ja, propagiert ihr nur weiter die Abschaffung der Tarifverträge, die Beseitigung der sozialen Errungenschaften in Gänze, Lohnflexibilität bis auf das Niveau von 4 Euro pro Stunde. Verkauft ihr nur weiter diese „Modelle“ dieser neoliberalen Menschheitsbeglücker. Schüttet weiter die Häme über die jahrzehntelang erkämpften Errungenschaften aus. Verunglimpft weiter mit ihnen die Gewerkschaften.

Ihr verkennt, dass in unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung die Werte und damit der Reichtum in der Produktion entstehen. Es ist nicht so sehr eine Frage der Menge des Reichtums, sondern eine Frage der Verteilung desselben und der Verfügungsgewalt über diesen. Daran ändert das Grundeinkommen gar nichts. Das Grundeinkommen setzt den Erfolg der kapitalistischen Wirtschaftsweise voraus. Dieser Erfolg setzt nun wieder zwingend eine möglichst hohe Rentabilität des eingesetzten Kapitals voraus. Diese Jagd nach möglichst hoher Rentabilität ist doch aber wohl der Quell fast allen Übels, mit dem wir es heute zu tun haben. Aber das ist in den Modellen des Herrn Straubhaar oder der Frau Hohenleitner nicht erwähnt. REINHARD GOTTORF, Reinheim