DAS TREFFEN DER G-8-ENTWICKLUNGSMINISTER BLIEB OHNE ERGEBNISSE
: Afrika ist uns egal

Liest man sich die Tagesordnungen der G-8-Treffen der vergangenen zehn Jahre durch, könnte man zu dem Schluss kommen: Afrika ist der Nabel der Welt und kein anderer Kontinent spielt eine größere Rolle in der internationalen Politik. Komisch, dass dieser Kontinent heute nicht besser dasteht als vor einem Jahrzehnt. Im Gegenteil: Die Reduzierung der Armut ist an Afrika weitgehend vorbeigezogen. Dort sind die höchsten Aidsinfektionsraten weltweit zu finden. Pro Jahr sterben in Afrika eine Million Kinder, die gerettet werden könnten, wenn es mehr Impfungen, Moskitonetze und Hebammen gäbe – für die reichen Geberländer eigentlich alles finanzierbare Dinge.

Womöglich hat das damit zu tun, dass all die Afrikainitiativen vor allem eins waren: Goodwillbekundungen, die davon ablenken sollen, dass es auf G-8-Gipfeln in der Regel kaum Ergebnisse gibt. Denn auch die anderen Tagesordnungspunkte wiederholen sich regelmäßig: Klimawandel – keine nennenswerten Erfolge. Die USA etwa weigern sich jedes Jahr aufs Neue, das Kioto-Protokoll zu unterzeichnen. Terrorgefahr – der Antiterrorkrieg findet auch ohne einstimmige Billigung des Clubs statt. Handel – scheitert immer wieder an den Einzelinteressen, auch wenn fast jedes Jahr von Neuem „der Abbau der Agrarsubventionen“ versprochen wird. Papier ist geduldig.

Das bekam die deutsche Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul zu spüren. Ihr fehlt das Afrika-Medienspektakel, mit dem sie diesen G-8-Gipfel in Heiligendamm als Erfolg für den Kampf gegen Armut verkaufen könnte. Die Solidaritätskonzerte von Bono und Co. vor zwei Jahren zu überbieten ist unmöglich. So bleibt der Ministerin nur die undankbare Aufgabe, ihre Gäste an die Millionenzusagen für Afrika zu erinnern, die sie damals gemacht haben. Und wenn die Kameras wieder abgezogen sind und der Jubel verschallt ist, stellt sich wie so oft heraus: Ein großer Teil der versprochenen Summen war entweder sowieso schon für Entwicklungshilfe eingeplant, entstammt aus Schuldenerlässen für zahlungsunfähige Länder oder wird schlicht vergessen. KATHARINA KOUFEN