Obsession Kind

Ist Auslandsadoption eine gute Sache? Das fragt sich auch der Zweiteiler „Durch Himmel und Hölle“ (ZDF, 20.15 Uhr)

Eine schöne Sie und ein charmanter Er, hoch über den Dächern der Stadt. Sie lächelt. Er sprudelt los: Dort in diesem Haus werden wir wohnen, und dort in jenem Haus werden unsere Kinder zur Schule gehen, und hier oben, hier mache ich dir einen Heiratsantrag. Das perfekte Glück. Der Himmel eben, der im Fernsehen für gewöhnlich nach sämtlichen Irrungen und Wirrungen des modernen Singlelebens kurz vor dem Abspann greifbar wird.

Doch so einfach macht es der ZDF-Zweiteiler jener schönen Rebecca und jenem attraktiven Tom zum Glück nicht. Die Physiotherapeutin und der erfolgreiche Klinikarzt, seit sechs Jahren glücklich liiert, ab jetzt verheiratet – ein solides und perfektes deutsches Mittelschichtspaar also – suchen ihren Himmel in einem etwas problematischeren Objekt: dem gemeinsamen Kind, das heutzutage immer auch Wunschkind der Liebe sein soll.

In diesem Fall wird aus dem Wunsch die Hölle des Beziehungslebens. Auslöser ist eine Verkettung von Zufällen, an die zumindest Rebecca laut ihren eingespielten Kommentierungen im Off, nie geglaubt hat. Deshalb nennt sie die tragischen Ereignisse lieber Schicksal: Rebecca verliert nach zwei Fehlgeburten auch ihr drittes Kind, als sie Zeugin eines Unfalls wird, bei dem ein anderer Junge verletzt wird. Ehegatte Tom operiert ihn, der Junge stirbt, und sein Vater verklagt Tom auf einen Kunstfehler – zu Unrecht.

In aller psychischen Härte hangeln sich die beiden Protagonisten, Natalia Wörner und Kai Wiesinger, im gelungenen ersten Teil von „Durch Himmel und Hölle“ durch diese emotionalen Tiefschläge, um schließlich einen verzweifelten Ausweg zu finden: Eine Adoption soll das perfekte Glück mit Kind retten. Weil eine innerdeutsche Adoption an den strengen gesetzlichen Regeln scheitert, heißt die plausible Lösung des Paars: Ein Kind aus dem Ausland adoptieren – wie es im realen Leben immer häufiger von den Madonnas und Angelina Jolies vorgelebt wird.

Alle wichtigen ethischen Fragen, die sich an eine deartige Adoption anschließen – verhilft man einem armen Kind aus einem Entwicklungsland zu einem besseren Leben oder entreißt man es seiner kulturellen Heimat und vor allem seiner leiblichen Mutter? –, beantwortet schließlich der zweite Teil, leider nur oberflächlich, in eine bemühte Krimihandlung verpackt. Rebecca Gerlach entscheidet sich gegen die Adoption eines argentischen Kindes, als sie hinter die wahren Geschäfte des kaltherzigen Babyhändlers, des deutschen Anwalts Dr. Stein, kommt. Nur gut, dass der von einem großartigen Axel Milberg gespielt wird – sonst hätte sich das ZDF den exotischen zweiten Teil (Mittwoch, 20.15 Uhr) gern sparen können. SUSANNE LANG