IM KONFLIKT MIT IRAN KÖNNTEN RUSSLAND UND DIE TÜRKEI VERMITTELN
: Mediation statt Konfrontation

In der Affäre der Gefangennahme britischer Marinesoldaten durch die iranischen Revolutionswächter sind immer noch zwei Szenarien möglich: die erfolgreiche Suche nach einer Lösung, die beide Seiten ihr Gesicht wahren lässt, oder die Eskalation wechselseitiger Drohungen mit der Gefahr, dass die Affäre doch noch zum Auslöser des seit längerem befürchteten Kriegs gegen den Iran wird.

Für Letzteres steht nach wie vor die US-amerikanische Bush-Regierung. Bush, der sich auf Bitten von Blair zunächst zurückgehalten hatte, forderte nun lautstark die sofortige, bedingungslose Freilassung der britischen Soldaten, sonst … ja, sonst müsse der Iran sich eben alle Konsequenzen selbst zuschreiben. Was das heißt, weiß man in Teheran; die US-Flugzeugträger im Golf sind mittlerweile einsatzbereit. Für Blair sind solche Aussichten aber nicht verlockend. Die öffentliche Meinung in Großbritannien ist entschieden gegen militärische Abenteuer zur Befreiung der Soldaten. Und im Weltsicherheitsrat musste Blair feststellen, dass Russland und China eine zusätzliche Drohkulisse gegen den Iran nicht mittragen, und auch alle Kollegen in der EU sind unbedingt für Verhandlungen und gegen militärische Drohungen.

Eine Möglichkeit wäre, dass die Russen mit ihren Satellitenaufnahmen einen gangbaren Kompromiss aufzeigen, den der hohe Offizier, den Blair nun nach Teheran entsenden will, abnicken könnte. Hilfreich könnte auch sein, dass der westliche Nachbar des Iran, die Türkei, eine Eskalation zwischen dem Iran und dem Westen auf jeden Fall verhindern helfen will und nicht zuletzt deshalb seine Vermittlung angeboten hat. Sowohl die russische wie auch die türkische Regierung gelten in Teheran nicht von vornherein als feindlich. Sie sind deshalb besser als andere geeignet, Ahmadinedschad und seinen Hintermännern klarzumachen, dass eine Eskalation nur denen nutzt, die einen zusätzlichen aktuellen Anlass für einen Krieg suchen.

Wenn heute die Frühlingsfeste im Iran zu Ende gehen und der Politbetrieb wieder in Gang kommt, wird man sehen, ob das iranische Regime noch politikfähig ist oder ob es nur noch seinen Part auf dem Weg ins Verderben spielt.

JÜRGEN GOTTSCHLICH