„Einen Ausweg finden“

Die britische Außenministerin Margaret Beckett versucht, die angeheizte Stimmung in der britisch-iranischen Krise zu beruhigen

Berlin taz ■ Sie bedauert, aber sie entschuldigt sich nicht. Die britische Außenministerin Margaret Beckett sagte am Samstag im iranischen Fernsehen über die britisch-iranische Krise: „Ich glaube, jeder bedauert die Situation, die sich entwickelt hat. Es muss ein Ausweg gefunden werden.“ Ihre Mitarbeiter versicherten eilig, dass ihre Bemerkung keineswegs als Entschuldigung interpretiert werden dürfe. „Wir wollen eine friedliche Lösung“, sagte Beckett, „und wir wollen sie so schnell wie möglich.“ Einer ihrer Mitarbeiter im Außenministerium fügte hinzu: „Wir treten etwas zurück, um Leuten Raum zu geben und zu sehen, ob uns die Iraner etwas Substanzielles anzubieten haben.“

Gegen Ende der Woche war die Lage zunächst eskaliert, weil der iranische Botschafter in Moskau, Gholam-Reza Ansari, damit gedroht haben soll, die britischen Gefangenen vor ein Gericht zu stellen. Nun aber stellte er klar, dass es sich um einen Übersetzungsfehler handle.

Der frühere britische Außenminister Malcom Rifkind monierte gestern, dass sich die anderen Länder der Europäischen Union nicht zu ökonomischen Sanktionen durchringen konnten. Das zeige, wie „hohl die Bemühungen um eine gemeinsame Außenpolitik“ seien. „Frankreich und Deutschland sollten sich dafür schämen, dass sie sich weigern, ihrem europäischen Partner in dieser humanitären Angelegenheit beizustehen“, sagte Rifkind.

Der Sunday Telegraph schrieb, dass die Gefangennahme der britischen Soldaten das Ergebnis von Blairs Politik der bedingungslosen Unterstützung der USA sei. „Unfähig und unwillig, einen Kampf mit den Amerikanern – dem großen Satan – aufzunehmen, haben sie das Land gewählt, das sie als kleinen Satan bezeichnen: uns.“ Das Blatt veröffentlichte eine Umfrage, wonach nur sieben Prozent der Bevölkerung für ein sofortiges militärisches Vorgehen seien. 48 Prozent lehnen das auch als letzten Ausweg ab.

Die offiziellen Stimmen aus dem Iran werden ebenfalls ruhiger: Eine Entschuldigung fordert Teheran inzwischen gar nicht mehr. In einem Brief an die britische Regierung verlangte das Außenministerium in Teheran lediglich eine Garantie, iranische Hoheitsgewässer künftig nicht zu verletzen. Offenbar soll ein britischer Marineoffizier nach Teheran entsandt werden, um eine entsprechende Erklärung abzugeben.

Nach der türkischen Regierung hat nun auch das pakistanische Außenministerium seine Vermittlung angeboten. Russland schlägt eine unabhängige UN-Untersuchung vor. Terry Waite, der Ende der Achtzigerjahre fast fünf Jahre lang als Geisel im Libanon festgehalten wurde, ist bereit, in den Iran zu reisen. Er hatte vor mehr als 20 Jahren bei der Freilassung von Geiseln im Iran und in Libyen vermittelt. „Ich hoffe, dass die Iraner mich genauso zuvorkommend behandeln würden wie damals“, sagte Waite. Ralf Sotscheck