berliner szenen Hunger für zwei

Schönbrunn-Schnitzel

„Lass uns Schnitzel essen gehen“, schlägt der Freund aus München vor. „Ich lad dich ein.“ Es ist Frühling und wir gehen im Volkspark Friedrichshain spazieren. Angeblich hat ein Freund von dem Freund schon oft im Café Schönbrunn super Schnitzel gegessen. Es gebe dort ein kleines und ein großes, sei ihm erklärt worden. Das große sei zu groß, um es alleine zu schaffen.

Die Sonnenterrasse ist überfüllt. Frauen in Daunenmänteln mit Insektenaugen trinken Latte Macchiato neben ihren Kinderwägen. Englisch sprechende Männer tauschen Erfahrungen aus, und gut aussehende Kellner ignorieren alle. Wir setzen uns nach drinnen. Auf dem beigen Ecksofa ist der Freund aus München, der von Kopf bis Fuß im gleichen Beige gekleidet ist, fast unsichtbar. Er schlägt die Speisekarte auf, schluckt und fragt, ob wir uns ein Schnitzel teilen. Für 17 Euro 90 muss das Schnitzel aber auch verdammt groß sein, denke ich mir. „Wollen wir uns auch ne Cola Light teilen?“, fragt der Freund aus München.

„Schau mal unauffällig raus“, sagt der Freund aus München dann. Ich schiele über meine Schulter und sehe eine dunkelhaarige Frau mit der obligaten, übergroßen Sonnenbrille und Kinderwagen. „Das ist Sandra M.“, sage ich. „Die hat doch gerade ein Kind bekommen.“

Nach ein Paar Minuten trägt der Kellner ein Tablett nach draußen und serviert Sandra M. ein Schnitzel. Ein weiteres stellt er vor uns auf den Tisch. Es ist groß und knusprig, aber sehr dünn. Der Freund aus München schaut ein wenig enttäuscht. Dann schauen wir beide nach draußen. „Die haut aber rein“, sagt der Freund aus München bewundernd nach einiger Zeit. Das Schnitzel ist schon fast weg. „Das muss ein kleines gewesen sein.“

MAREIKE BARMEYER