Darfur: Angriff auf Friedenssoldaten

Fünf Soldaten in der sudanesischen Kriegsregion getötet. Die von der Afrikanischen Union verantwortlich gemachten Rebellen sind mit der Regierung verbündet

Sudans Präsident Beshir ernennt eine neue Regionalbehörde für Darfur

GOMA taz ■ Beim schwersten Angriff auf die Friedenstruppe Amis der Afrikanischen Union (AU) in Darfur seit Beginn ihrer Stationierung 2004 sind fünf Soldaten aus Senegal getötet worden. Wie die AU am Montagabend mitteilte, ereignete sich der Angriff am Sonntag in Um Baru in der Provinz Norddarfur. Mutmaßliche Kämpfer von Darfurs größter Rebellenbewegung SLA (Sudanesische Befreiungsarmee) hätten die AU-Soldaten angegriffen, als sie eine Wasserstelle bewachten. Man habe zurückgeschossen und drei Angreifer getötet.

Mit diesem Angriff steigt die Zahl der in Darfur bisher getöteten AU-Soldaten insgesamt auf 15. Die Friedenstruppe Amis besteht aus rund 7.000 Soldaten; Senegal stellt davon 538. Seit langem hoffen die Afrikaner auf Integration in eine größere und sichere UN-Blauhelmmission, aber dies wird von Sudans Regierung blockiert.

„Wir sind sehr besorgt über die sich häufenden Angriffe und Aggressionen gegen unsere Truppen“, sagte Amis-Sprecher Noureddine Mezni. Erst am vergangenen Samstag war ein Hubschrauber, in dem der stellvertretende Amis-Kommandant saß, über der Provinz Westdarfur beschossen worden. Verletzt wurde niemand. Am 5. März hatten mutmaßliche Kämpfer der SLA eine nigerianische AU-Patrouille angegriffen und fünf Personen gefangen genommen, wovon zwei getötet wurden. Dass die SLA sich gegen die AU-Truppe wendet, ist auf den ersten Blick verwunderlich, denn ihr Führer Minni Minawi hat 2006 als einziger Darfur-Rebellenchef Frieden mit Sudans Regierung geschlossen und ist jetzt Teil der Regierung in Khartum. Die AU soll unter anderem die Umsetzung dieses Abkommens überwachen.

Die Bevölkerung von Darfur lehnt das Abkommen jedoch wegen fehlender Sicherheitsgarantien ab, und ein Großteil der SLA-Feldkommandanten hat sich davon distanziert und eigene SLA-Fraktionen gegründet, die zusammen mit Darfurs anderen Rebellen weiter gegen Sudans Regierung kämpfen.

Die jüngsten Angriffe auf die AU gehen aber nach deren Meinung auf das Konto der verbleibenden Minawi-treuen SLA-Kernfraktion. In der SLA-Minawi wächst inzwischen der Unmut gegen Sudans Regierung, und möglicherweise sind ihre Truppen dabei, in Darfur wieder die Fronten zu wechseln. Versuche, die SLA wieder zu vereinigen und aus dem gescheiterten Darfur-Friedensprozess wieder herauszulösen, werden regelmäßig von Sudans Militär durch Angriffe auf Versammlungsorte sabotiert.

Am 24. März war es in der sudanesischen Stadt Omdurman, die gegenüber der Hauptstadt Khartum am Nil liegt, zu Schießereien zwischen SLA-Soldaten und der Polizei gekommen; zwei Polizisten und neun SLA-Kämpfer kamen ums Leben. Die Regierung sprach von einem „Verkehrsunfall“, die SLA von einem gezielten Angriff, bei dem Verwundete in ihren Krankenbetten erschossen worden seien. Das Vertrauen zwischen Regierung und SLA ist seitdem am Nullpunkt.

Wie um den Vertrauensverlust zu befördern, ernannte Sudans Präsident Omar el-Beshir am Montag eine Regionalbehörde für Darfur, die theoretisch der Kriegsregion ein Stück der von den Rebellen eingeforderten Autonomie geben soll, praktisch aber als Erfüllungsgehilfe des Regimes dasteht. Denn die wichtigsten Posten gehen an Beshirs Partei NCP (Nationale Kongresspartei). Diese stellt die Provinzgouverneure von Nord- und Süd-darfur sowie die Schlüsselämter der Regierungsbeauftragten für Land- und Sicherheitsfragen. Die SLA-Minawi stellt den Gouverneur der unruhigsten Provinz Westdarfur und den Regierungsbeauftragten für Entwicklung. Letzteres Amt ist aufgrund der anhaltenden Milizenangriffe, Massaker und Vertreibungen in ganz Darfur eher theoretischer Natur. DOMINIC JOHNSON