Das Ding, das kommt
: Im Bikini in den Kampf

ÄRGERLICHE RÜSTUNGEN bekommen die meisten Computerspiel-Kriegerinnen. Beim Festival „Play14“ in Hamburg werden sie repariert

Auf Stilettos stöckeln diese Kriegerinnen halbnackt in die Schlacht

Das offensichtliche Problem mit diesem „Ding“: Es ist eigentlich gar nicht vorhanden. Wenn Frauen in Computerspielen – von natürlich meist männlichen Gamedesignern – in Rüstungen gesteckt werden, kommen dabei fast immer nur gleichermaßen lächerlich unnütze wie ärgerliche Outfits heraus.

Nur spärlich verhüllen alberne Metall-Tangas, gargantueske Gürtel und bizarre Büstenpanzer grotesk aufgeblähte sekundäre Geschlechtsmerkmale. Auf Stilettos stöckeln diese Kriegerinnen halbnackt in die Schlacht, keinerlei Kopfschutz verhüllt das ums niedlich entschlossen blickende Gesichtchen wallende tertiäre Geschlechtsmerkmal. Metall über vitalen Organen? Wer braucht sowas? Und wenn doch: hauteng, passt doch wie, nun ja, angegossen.

„Female Armor Bingo“ heißt das Spiel, mit dem man auf dem Blog „Bikini Armor Battle Damage“ messen kann, wie sexistisch und dumm diese Bikini-Rüstungen sind. Man kreuze angesichts einer fiktionalen Kriegerlady alle entsprechenden Kästchen an: Metall auf nackter Haut, bedeckt nur Nippel und Genitalien, sieht gar nicht wie das Pendant für Männer aus … Fünf Kästchen in einer Reihe, gewonnen!

Auf der Rückseite dasselbe in der Rhetorik-Edition. Man kreuze jedes Argument an, das Fans und Designer für diese „Rüstungen“ ins Feld führen: Sie hat sich ausgesucht, so auszusehen! Es passt zu ihrem Kampfstil! Männliche Barbaren kämpfen doch auch halbnackt! Nur einen Klick nebenan wird es dann praktisch: Das Blog „Repair her armor“ sammelt konkrete Vorschläge zur Verbesserung der „Schutzkleidung“: Hose an, Helm auf, Stiefel statt High Heels.

Selbst Hand anlegen kann man nächste Woche im Rahmen des „Games und Gender“-Bereichs der Ausstellung des Festivals „Play14“ für kreatives Computerspielen in Hamburg. Mit Hilfe von Stift und Papier werden auch dort Rüstungen repariert. Und wer lieber tippt, programmiert überkommene Rollenbilder einfach um.

Anregungen kann man sich in der Ausstellung bei verschiedenen veränderten Retro-Spielen holen: Dann rettet die Prinzessin mal den italienischen Klempner Mario. Und statt Paperboy schmeißt Papergirl Zeitungen in den Briefkasten. Und siehe da: Das macht sogar ganz genauso viel Spaß!  MATT

■ „Play14“ – Festival für kreatives Computerspielen: Di, 16. 9. bis Sa, 20. 9., Festivalzentrale: Alsterdamm, Medienbunker Feldstraße, Hamburg. Infos und Programm: creative-gaming.eu/play14