Traumergebnis, ganz gefährlich

Beim 2:2 zeigt Ersatz-Torwart Michael Rensing den Bayern, dass er Oliver Kahn ersetzen kann. Zum Helden von Mailand avanciert aber der Stopper Daniel van Buyten, der gleich drei Rollen auf einmal übernehmen muss

MAILAND taz ■ Die Idee ist glänzend. Wenn ein Torwart nicht einfach so zu ersetzen ist, dann wird er einfach zweifach ersetzt. Wie die Theorie in die Praxis umgesetzt wird, führte der FC Bayern in Mailand vor. Mit dem Resultat waren die Münchner sehr zufrieden, denn das 2:2 beim AC Milan verschaffte ihnen gute Chancen, im Rückspiel am 11. April ins Halbfinale der Champions League einzuziehen. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef der Bayern, sprach von einem „Traumergebnis“, das dennoch „gefährlich“ sei. Der Torwart, der nicht einfach so zu ersetzen war, heißt Oliver Kahn.

Für Trainer Ottmar Hitzfeld ist er „immer noch ein Weltklassetorwart“. In München glauben sie, dass auch Michael Rensing einmal ein Weltklassetorhüter wird. Der 22 Jahre alte Kahn-Ersatz wurde auf einigen Feldern gar nicht geprüft. Dass seine Reflexe aber locker zur Weltklasse reichen, zeigte er in der ersten Halbzeit gleich zweimal. „Er hat das Vertrauen hundertprozentig erfüllt“, sagte Manager Uli Hoeneß. Weil durch Kahns Sperre jemand fehlte, der die „Ich gebe niemals auf“-Mentalität verkörpert, hatten die Bayern ein wenig Furcht vor dem Spiel, zumal auch der Holländer Mark van Bommel gesperrt war. Als 70 Minuten gespielt waren – die Bayern lagen durch ein Tor von Andrea Pirlo (40.) zurück –, merkten sie, dass sie auch noch Ersatz für Roy Makaay brauchten, der gerne trifft, obwohl ihn vorher noch niemand richtig bemerkt hatte. Am Dienstag war er dazu einfach zu schwach, wie ohnehin die Offensivbemühungen der Bayern zu wünschen übrig ließen. Also schwang sich Daniel van Buyten „aus Intuition“ auf, den Weg nach vorne zu suchen. Das erste Tor schoss er in der 78. Minute, beim zweiten waren 93 Minuten und 39 Sekunden gespielt. Dazwischen lag ein Tor von Kaka (84.), der ein Elfmetergeschenk annahm und sehr lässig verwandelte. „Ich habe nicht überlegt, sondern mir gesagt: ‚Komm, den musst du reinmachen‘ “, sagte van Buyten zu seinen Toren – klares Indiz für Makaay-Ersatz. Fühlt er sich jetzt als Held von Mailand? „Ja klar.“

Die Tore waren nicht genug der Heldentaten. Als van Buyten zwischen den Mikrofonen hin und her schlenderte, wurde klar, dass er auch Kahn-Ersatz gewesen war. Er sagte etwa: „Das ist die schöne Geschichte im Fußball: Du musst immer kämpfen.“ Oder: „Solange noch Zeit ist, ist etwas möglich.“ Das dürfte sich auch Andrea Pirlo denken, der trotz seines Tors erneut blass blieb. Die überragende Figur der italienischen Weltmeistermannschaft konnte die Spitzen Kaka und Gilardino nicht gefährlich in Szene setzen.

In den drei Rollen, die der 29-jährige van Buyten spielte, fiel er als Daniel van Buyten am wenigsten auf. Wenn es in der Innenverteidigung etwas abzuräumen gab, machte das sein Partner Lucio. Van Buytens Defensivleistung war solide, mehr nicht. Aber das war immerhin besser als in vielen anderen Spielen dieser Saison. „In letzter Zeit war ich nicht immer fit“, entschuldigte der Belgier die dürftigen Darbietungen. Er habe aber gemerkt, dass es immer besser werde – seine eigene Form, die Abstimmung mit Lucio und überhaupt das gesamte Defensivverhalten. Seitdem Ottmar Hitzfeld Trainer sei, werde „viel geredet“ und „viel geübt“, häufig trainiere die Abwehr allein und damit intensiver. Das war ein schöner Gruß an Hitzfelds Vorgänger Felix Magath. Absender: Daniel Makaay van Kahn-Buyten. MARKUS BARK