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Schöne Bilder

DOKU Ein Filmemacher sucht die Energiewende und weiß, wo er sie findet (20.15 Uhr, Arte)

„Energieautonomie“ heißt ein Buch von Hermann Scheer aus dem Jahr 2005. Der Alternative-Nobelpreis-Träger starb im vergangenen Jahr, man kann den auf seinem Buch basierenden Dokumentarfilm „Die 4. Revolution – Energy Autonomy“ auch als sein Vermächtnis begreifen.

Scheer wird im Film mehr Platz eingeräumt als allen anderen Protagonisten, er ist „Der Politiker“. Mit so einem Schlagwort hat der Filmemacher Carl-A. Fechner alle seine Figuren ausgestattet, da sprechen „Der Gründer“, „Der Unternehmer“, „Die Menschenrechtsaktivistin“ und „Der Banker“. Beinahe alle Interviewten predigen einhellig die Notwendigkeit und baldige Machbarkeit der Energiewende hin zu den erneuerbaren Energien. Da so viel traute Übereinstimmung in Spielfilmlänge unspannend ist, lässt Fechner Fatih Birol zu Wort kommen, er ist „Der Regierungsberater“. Das heißt, Birol ist Chefökonom der Internationalen Energieagentur (IEA). Er sitzt hinter seinem ausladenden Chef-Schreibtisch, genießt die Aussicht über Paris – und bestreitet vehement die Umsetzbarkeit einer Energierevolution „in den nächsten zwei, drei Jahrzehnten“. Und er sagt ein paar sehr lustige Sachen. Etwa: „Das meiste, was ich über Energie weiß, verdanke ich meiner Arbeit in der Opec.“

Man könnte fast meinen, Birol solle da ein bisschen vorgeführt werden. Doch die „Die 4. Revolution“ nimmt sich und überhaupt alles sehr ernst. Der Film hat eine Botschaft, eine Mission, ist ein – Propagandafilm. Diese folgen meistens einer eher schlichten Logik. Trotzdem sieht man hier, was einen „echten“ Dokumentarfilm von dem Einerlei der tagtäglichen Fernseh-Dokumentationen unterscheiden kann: Der Verzicht auf einen jeden O-Ton erklärenden Off-Kommentar, der Einsatz von eigens komponierter Filmmusik ohne Angst vor Pathos. Die Schauplätze in aller Welt, echte Kinobilder – ein Flug über das nächtliche, hell erleuchtete L.A., die mit dem Smog-Weichzeichner veredelte Skyline von Schanghai. JENS MÜLLER

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