Ostermärsche
: Ritualisierte Langeweile

Schon bevor sie sich in Gang gesetzt haben, steht fest, dass die Ostermärsche dieses Wochenende traurige Veranstaltungen sein werden. Ihre Ausstrahlung haben sie schon vor Jahrzehnten verloren. Das liegt nicht nur daran, dass der Kalte Krieg beendet ist und in Deutschland niemand mehr aus Angst vor persönlicher Bedrohung auf die Straße geht.

KOMMENTAR VON ELKE SPANNER

Die Friedensbewegung an sich ist unattraktiv, weil sie in der Zeit des Nato-Doppelbeschlusses stehen geblieben ist. In Hannover beispielsweise wird beim Ostermarsch Musik der „Adams Family“ gespielt. Die lockt nun wirklich niemanden mehr hinter dem Ofen hervor, dem nicht schon vor zwanzig Jahren bei den altbackenen Gitarrenklängen Tränen der Rührung in die Augen gestiegen sind.

Das soll nicht heißen, dass eine Demonstration eine gute Performance bieten muss. Aber mit den Inhalten ist es eben auch nicht mehr weit her. Nur pauschal für Frieden zu sein, ist keine dezidierte Position, die Schlagkraft entfalten könnte.

Mit den Ostermärschen ist es insofern wie mit den Gewerkschaftsdemonstrationen zum 1. Mai, die auch eher anachronistisch anmuten. In Hamburg gehen deshalb seit zwei Jahren mehr Menschen zum Euro-MayDay als zum traditionellen Marsch der Gewerkschaften. Weil ihnen der zeitgemäße Protest wichtiger ist als das Bewahren eines alten Rituals.