Der Müll ist dem Park sein Tod

Brauner Rasen, überall Dreck: Parks und Grünflächen sind oft in einem trostlosen Zustand. Vor allem Innenstadtbezirke leiden unter Übernutzung. Die Mittel für die Pflege werden derweil immer knapper

VON CHRISTINA HEBEL

Dicht an dicht liegen sie auf den Rasenflächen, um die ersten warmen Sonnenstrahlen zu genießen, dazwischen tollen Kinder umher. Spaziergänger schlendern mit Hunden vorbei, weiter hinten wird Capoeira getanzt.

Der Görlitzer Park ist bei Sonnenschein Treffpunkt der Anwohner und mit seinen 14 Hektar Fläche ein enger Streifen Grün. „Oft ist es so voll, dass man kaum noch Rasen sieht“, sagt Adalbert-Maria Klees vom Natur- und Grünflächenamt Friedrichshain-Kreuzberg. Tausende Menschen verbringen hier einen Teil ihrer Freizeit, darunter immer mehr aus anderen Bezirken: „Der Görlitzer Park gilt vor allem unter Jugendlichen als hip“, weiß Klees.

Die Attraktivität von Parks wie dem „Görli“ hat aber eine Schattenseite, die sich schon nach den ersten warmen Tagen des Jahres zeigt: Das Gras ist plattgedrückt, überall liegen Zigarettenstummel, Scherben und Kronkorken, Hunde haben Löcher in den Boden gebuddelt. „Manchmal ist der Görli total dreckig. Schade, denn er ist unser Garten vor der Haustür“, bedauert Anwohner Michael Stoffersen.

In diesem Konflikt – hier Erholungsbedürfnis, dort Schäden und Müll – muss Adalbert-Maria Klees mit immer weniger Geld für Ausgleich sorgen. 700.000 Euro beträgt das Budget, das den 100 Mitarbeitern des Amts für die 320 Hektar Grünflächen des Bezirks zur Verfügung steht. Zusätzlich werden 650.000 Euro für die Reinigung der Anlagen ausgegeben, für die dienstags und donnerstags 120 Mitarbeiter einer privaten Firma sorgen.

„Wir haben die Situation mit unseren Mitteln relativ gut im Griff. Das sieht man an den wenigen Beschwerden“, sagt Klees. Er bedauert, dass oft auch Bänke oder Bäume zerstört würden, die aufgrund der angespannten Finanzsituation nicht schnell ersetzt werden könnten.

Beim Rasen hingegen hat der technische Leiter des Amts kaum eine Chance. „Das ist schon robuster Sportplatzrasen, aber er ist eben ein Lebewesen, das sich regenerieren muss.“ Das sei kaum möglich, wenn er immer belegt sei. Im Sommer werde es schnell trocken und staubig – trotz Düngung und Wässerung. Einzige Möglichkeit: eine wochenlange Sperrung, damit das Grün sich erholen kann. Aber das will Klees nicht: „Die Parks werden ja gebraucht.“

Auch Pankows Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) sieht das so. In seinem Bezirk liegt der rund sieben Hektar große Mauerpark, in dem tausende Prenzelberger die schönen Tage genießen. „Sicherlich ist die Situation angespannt, aber ich weiß nicht, ob ich unglücklich darüber sein soll, dass der Park so attraktiv ist. Ich kann ihn ja nicht zusperren“, sagt Köhne.

Um des Mülls Herr zu werden, reinigen täglich zwanzig 1-Euro-Jobber die Anlage, von Mai bis September fallen pro Woche 21 Kubikmeter Unrat an. 1,6 Millionen Euro hat Köhne dieses Jahr zur Verfügung, um 1.200 Hektar Grünflächen zu pflegen. „Damit können wir in erster Linie die Verkehrssicherung bezahlen. Den Besuchern dürfen ja keine Äste auf den Kopf fallen“, sagt der Bürgermeister. 7,5 Millionen Euro brauchte er, um die Grünflächen im Idealzustand zu halten. Bei der aktuellen Haushaltslage ein unerfüllbarer Traum.

Dabei hat der Mauerpark noch Glück: Er profitiert von Mitteln des Quartiersmanagements Falkplatz. 149.000 Euro gehen dieses Jahr in den Park: Papierkörbe wurden aufgebaut, der Bouleplatz wurde neu gemacht, Bäume werden nachgepflanzt. Das begrüßt Bodo Schliefle vom Vorstand der Freunde des Mauerparks. Der Mitglieder des Vereins pflegen die Anlage mit, indem sie Hecken schneiden oder etwa nach der Walpurgisnacht Müll sammeln.

„Das Problem des Mauerparks ist, dass er nur ein halber Park und dadurch überbevölkert ist“, sagt Schliefke. Abhilfe würde die Ausweitung der Anlage um den Weddinger Teil schaffen – aber die ist Thema einer langen Auseinandersetzung mit dem Senat. Bis sie geklärt ist, müssen sich die Besucher eben mit dem Parkgrün arrangieren, das da ist.