„Die fünfte Macht im Staat“

Wie soziale Medien die Politik verändern

■ 34, bloggt unter netzpolitik.org und ist Aktivist für Freiheitsrechte im Internet. Er arbeitet für eine Internet-Agentur. FOTO: FRANZ PATZIG

taz: Herr Beckedahl, was hat sich im Verhältnis zwischen Politik und Medien verändert, seit es das Web 2.0 gibt?

Markus Beckedahl: Es entstehen neuen Öffentlichkeiten im Netz durch soziale Medien wie Facebook, Twitter oder Blogs. Das sind Netzwerke, zu denen jeder theoretisch die gleichen Zugangsberechtigungen hat und die Möglichkeit hat, als Sender zu agieren. Das verändert auch Politik.

Und wie reagiert diese?

Es versuchen immer mehr Politiker, dort aktiv zu werden: Sie sind auf sozialen Netzwerken präsent, der eine oder andere twittert oder spricht über Youtube ins Internet. Es gibt Politiker, die suchen den Dialog und es gibt welche, die nutzen das, um ihre Botschaften unters Volk zu bringen.

Wie wirkt das Web 2.0 auf die Politik?

Es gibt Themen, die diese neuen Öffentlichkeiten auf die Agenda der Politik setzen und sie so unter Druck setzen. Im vergangenen Jahr waren das die Themen Netzsperren, Stutgart 21 oder auch die Guttenbergplagiate.

Wie sieht Ihre Vision aus, wie das Web 2.0 auf Politik wirken soll?

In Zeiten, in denen die Presse als vierte Macht im Staate unter Einsparungen leidet und ihre Kontrollfunktion nicht mehr wirklich ausüben kann, sehe ich das Erstarken von neuen Öffentlichkeiten als ergänzende Kontrolle an – als fünfte Macht im Staate.

Wo sehen Sie den Mehrwert für den einzelnen Bürger?

Ich empfinde die Informationsflut des Internets als große Bereicherung für mein Leben. Andere sind davon ein bisschen überfordert und fühlen sich wohl, für das Vorfiltern zu bezahlen und sich so Arbeit zu ersparen. DKU

Diskussion Grenzen der Meinungsfreiheit: 19 Uhr, Körberforum, Kehrwieder 12, Anmeldung ☎ 80 81  92 0