Union bleibt Mittelmaß

Die Kicker aus Köpenick verlieren gegen Tabellenführer Osnabrück knapp, aber verdient mit 1:0 – keine schöne Ausgangsbasis für einen Schlussspurt in der Regionalliga Nord

Guido Spork wäre in der Joschka-Fischer-Diplomatenschule wohl ein schwer erziehbarer Eleve. Der Mann neigt zur klaren Ansage: Nach unerwarteten Niederlagen schäumt der technisch hoch veranlagte Mittelfeldspieler des 1. FC Union und verzichtet auf verbale Schnörkel. Doch so vitaminhaltig wie nach dem 0:2 am vergangenen Mittwoch gegen den Abstiegskandidaten Holstein Kiel war Sporks Kritik in dieser Regionalliga-Saison noch nie.

Zu „Fallobst“ degradierte Spork jene Gegner, die Union in 2007 bisher besiegen konnte. Klar, unter den Opfern waren die Nobodys von Leverkusen II, junges Gemüse aus dem Bayer-Werk, das Union mit 4:0 erntete. Aber auch Aufstiegsaspirant St. Pauli, der in der Alten Försterei beim 0:2 leer ausging.

Der zuvor aus sechs Auftritten in Serie ohne Niederlage resultierende Union-Höhenflug habe einigen Kollegen die Sinne vernebelt, mutmaßte Spork, nachdem die Berliner „Kiel geholt“ worden waren. „Vielleicht haben einige von uns überlegt, was noch möglich ist.“

Christian Schreier hat das Wort „Aufstieg“ nie in den Mund genommen. Die offizielle Vision des Union-Trainers endet an der 43-Punkte-Grenze, die dem Neuling den Klassenerhalt sichern würde. „Träumen kann man – aber ich bin Realist“, begründete Schreier seine realistische Wachphase.

Schließlich stand am Ostersonntag der Auftritt der Eisernen beim Regionalliga-Nord-Primus VfL Osnabrück auf dem Programm. Dort feierte Fallobst-Kenner Spork vor sieben Jahren seinen wohl größten Erfolg, der seinem aktuellen Verein in dieser Saison womöglich versagt bleibt: der Aufstieg in die 2. Bundesliga – nach nervenaufreibendem Elfmeterschießen, ausgerechnet gegen Union. „Ich wäre lieber mit drei Punkten mehr auf dem Konto nach Osnabrück gefahren. Das wäre gut für das Selbstvertrauen gewesen“, gestand Spork, der damals im VfL-Trikot erregten Eisernen-Fans den Stinkefinger zeigte.

Mit 40 Zählern liefen die Berliner in den „OsnaTel“-Hexenkessel ein. „Gut sieht der Kader aus. Wir sind gerüstet“, sagte Mannschaftsleiter Detlef Schneeweiß vor dem Anpfiff. Doch nach 90 Minuten schlichen die Berliner mit nur noch zehn Mann und einer 0:1-Niederlage in den Beinen in die Kabine. Ausgerechnet Abwehrchef Christian Stuff, nicht nur wegen seiner 1,96 Meter Körpergröße sonst ein überragender Spieler, war in der 46. Spielminute des Feldes verwiesen worden. „Ein Riesenbock von mir. Für so viel Blödheit kann man die Rote Karte sehen, obwohl ich eigentlich nur mit einer Verwarnung gerechnet hatte“, gestand Stuff nach dem Foul am Osnabrücker Chitsulo.

Die in Überzahl agierenden Niedersachsen schienen fortan ein Scheibenschießen auf den Köpenicker Kasten veranstalten zu wollen. Doch nur Chitsulo konnte den famosen Union-Torhüter Jan Glinker nach 65 Spielminuten zum entscheidenden 1:0 überwinden.

Damit kleben die Eisernen auf Tabellenrang 11 fest. Keine schöne Ausgangsbasis für einen Schlussspurt unter Schreier, der ja bekanntlich seine Freigabe nach dieser Saison erwirkt hat. Wie aus dem Eisernen-Umfeld zu hören ist, besitzt Uwe Neuhaus die besten Chancen, den Trainer-Job in Köpenick zu übernehmen.“ JÜRGEN SCHULZ