der tazzwei-Ethikrat
: Masturbieren oder Kondom?

Der französische Präsidentschaftskandidat Jean-Marie Le Pen empfiehlt Masturbation statt Sex ohne Kondome. Ist das besser?

Eine Frage, die Urgründe berührt. Einerseits ist sie keine Frage zwischen Pest und Cholera, sondern zwischen Einpersonenvergnügen und Zweipersonenspaß. Das Handanlegen unter der Bettdecke (oder sonst wo) ist sexualwissenschaftlich gesehen eine Form des Sexuellen, die im Trend liegt. Andererseits ist sie verpönt, weil – beim Manne – Sperma verschleudert und verschwendet wird. Ein Vorwurf, der nicht zu bestreiten ist: Dieser Samen dient nicht der Reproduktion.

Selbstbefriedigung ist nur in einer Hinsicht problematisch, und das aus keinen moralischen Gründen (Rückenmarksschwindsucht, Debilität, BSE, was auch immer): Masturbation ist ja stets schöner als das, was man zu zweit haben kann, denn das innere Kino malt bessere Bilder als das reale Kino zu zweit. Im Gegenteil jedoch verweist die Selbstbefriedigung auf die Not, allein zu sein beim Sex. Der Hinweis, das sei auch mal schön, ist zutreffend – doch verfehlt er die Idee des Sexuellen überhaupt: dass es nicht aus sich selbst heraus Befriedigung verschafft.

Der Tipp des französischen Rechtsradikalen Le Pen an Jugendliche, es mit Masturbation zu probieren, nicht mit Kondomen, ist ein Tabubruch, denn Konservative und Rechte haben zum Sexuellen ein verklemmtes Verhältnis. Insofern ist die skizzierte Alternative des Kandidaten für die Präsidentschaft in Frankreich eine bahnbrechende: Da fordert einer nicht, gut katholisch die Hände stets auf der Bettdecke zu lassen. Das ist realistisch, denn an die Tugend der Unberührbarkeit des Geschlechts haben sich junge Männer noch nie und junge Frauen nur selten gehalten. Le Pen empfiehlt, was keine Alternative ist: Die einen haben es gerne, indem sie sich einen von der Palme wedeln, die anderen hauptsächlich zu zweit – dann aber mit Kondom, wenn sie schlau sind.

Also? Einverständiger Sex ist immer okay. Man soll sich nicht alles Glück vom Sex versprechen, das geht lebensbilanziell immer in die Hose. Wichsen kann schön sein, wichsen zu zweit vielleicht schöner – und Sex zu zweit kann besser sein, muss aber nicht.