Kunstrundgang: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Als Politische Psychedelik bezeichnet die Moskauer Künstlergruppe PG ihren Stil. PG sind Ilja Falkowskij, Alexej Katalkin und Boris Spiridonov, deren künstlerische Aussage zunächst einleuchtend scheint: Man mixe Bilder russischer Tabuthemen oder anderer gesellschaftlicher Missstände mit Gangsterap – und fertig sind die guten Ritter. Doch so einfach macht es einem das Trio nicht. Der Kern ihrer Arbeit sind Verschleierungstaktiken. Zwischen unverständlichen Texten findet sich etwa in dem den Tschertschenienkrieg thematisierenden Video „Kavkaztrance“, lediglich eine verständliche, dafür umso mehrdeutige Zeile: „Ob Ihr rausgeht oder nicht, Allah wird Euch ohnehin ersetzen, Inshallah.“ Der stetige Einsatz russischer Mythen – selbst die Namen der Protagonisten entsprechen Rittern einer russischen Sage – zur Dekonstruktion von Helden versöhnt wieder. Die andauernden Militarismen irritieren wiederum. Ob in ihren Comics, Videos oder Konzerten – PG sind drastisch, aggressiv. Hier sind drei, die sich den Wodka nicht vom Joint trennen lassen wollen, die anprangern fern jeder Didaktik. So wurden während der Moskaubiennale einige ihrer politischen Plakate, die in der Tretjakow gezeigt wurden, von einem Museuumsinternen Rat abgehängt. Nun sind einige dieser Plakate nicht nur im Wedding, sondern auch in Moskau in einer Ausstellung über Selbstzensur zu sehen, und PG sind das, was sie sein wollen: ein Feedback der Gesellschaft. Kunst, Musik und Politik ziehen sich auch durch das Leben des Briten Jowe Head. Die Malerei des langjährigen Mitglieds der Swell Maps und T.V. Personalities haben ebenfalls etwas Psychedelisches. Farbenfrohe Fratzen in Mäulern anderer Fratzen zeugen vom stetigen Fressen und Gefressenwerden, während Admirale mit Schnuller im Mund wenig ehrfurchterregend wirken. Hübsch!
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