Bei den Edelholzfällern aus Deutschland: „Wir sind die Besten“

Siforco, eine Tochterfirma der deutschen Unternehmensgruppe Danzer, ist Kongos größter holzverarbeitender Betrieb und Deutschlands größte Investition in dem instabilen Land

MALUKU taz ■ Schwäbischer Ordnungssinn und kongolesisches Durcheinander scheinen auf den ersten Blick gar nicht zusammenzupassen, aber Dieter Haag vereint beides meisterlich. Der aus dem Stuttgarter Raum stammende Direktor von Kongos größtem Holzunternehmen Siforco (Société Industrielle et Forestière du Congo), einer 100-prozentigen Tochter der Reutlinger Firmengruppe Danzer, wirkt zufrieden und gelassen, wenn er Besuchern „sein“ Werk in Maluku zeigt.

Das 80 Kilometer flussaufwärts von Kongos Hauptstadt Kinshasa gelegene Werksgelände, wo Tropenhölzer aus Siforcos Regenwaldkonzessionen verarbeitet werden, ist die größte deutsche Investition in der Demokratischen Republik Kongo und der einzige große Holzverarbeitungsbetrieb des Landes.

„Wir suchen Qualität“, erklärt Haag, der 1989 ins Land kam, als technischer Leiter der längst nicht mehr existenten Mercedes-Vertriebsgesellschaft in Kinshasa. Stolz erklärt er das Messerwerk von Maluku: Dort werden riesige Baumstämme in einem komplizierten mehrtägigen Verfahren zersägt, getrocknet, geschliffen und dann in 0,25 bis 0,5 Millimeter dünnes Furnierholz verwandelt, je nach Baumsorte in unterschiedlicher Farbe von hellbraun bis tiefschwarz. Die edelsten Bäume des Kongos landen hier, vor allem gefragte Holzsorten wie Afromosia, genutzt für teure Möbel und Rahmen.

Haag verwahrt sich gegen den Vorwurf, dies mache den Regenwald kaputt: „Aus einem Hektar Regenwald nehme ich 0,3 Kubikmeter Holz raus. Das ist zehnmal weniger als in Deutschland.“ Ein einziger Kubikmeter Grundholz gebe 900 Quadratmeter Ware her, die Hälfte davon exportfähig – der Baumverbrauch ist damit relativ gering. Jeder Baum, den Siforco fällt, wird vorab bei den Behörden einzeln beantragt. Haag erklärt den Vorgang: „Wenn wir eine Einschlaggenehmigung beantragen, haben wir vorher eine Prospektion gemacht und wissen genau, welche Bäume wir wollen. Die werden dann in die Genehmigung eingetragen.“ Die Stämme, die nach zehn Tagen Floßfahrt den Kongo hinunter in Maluku landen, sind einzeln nummeriert, auf Formularen werden die Nummern der Stämme und die Nummern der staatlichen Einschlaggenehmigungen festgehalten.

Umweltschützer wie Greenpeace weisen darauf hin, dass auch zum Fällen eines einzigen Baumes tief im Wald Schneisen durch den intakten Regenwald geschlagen werden müssen, die hinterher von Wilderern und illegalen Holzfällern genutzt werden können. Diese Zersiedelung mache den Wald mehr kaputt als der Einschlag an sich.

Siforco, 1972 unter dem Namen „Siforzal“ (Société Industrielle et Forestière du Zaire-Allemagne) gegründet und seit dieser Zeit in Maluku angesiedelt, hält heute 1.917.726 Hektar Regenwald im Kongo – das sind 19.177 Quadratkilometer. Früher waren es 2,9 Millionen Hektar, aber beim 2002 verkündeten Moratorium und der Annullierung zahlreicher Konzessionen durch Kongos Regierung verkleinerte sich die Fläche. Vorwürfe, die deutsche Firma habe nach dem Moratorium neue Konzessionen bekommen, weist Siforco zurück: Die jetzt gültigen Flächen seien alle innerhalb der älteren, noch größeren gelegen.

„Wir sind die Besten“, findet Haag. „Weil wir versuchen, die Gesetze einzuhalten.“ Neben dem Messerwerk, das eine Kapazität von 10.000 Kubikmetern pro Jahr hat, liegt ein Sägewerk mit einer Kapazität von 100.000 Kubikmetern pro Jahr, das auch den lokalen Markt bedient – Möbel, Schnittholz, Paletten, am Schluss bleibt Brennholz übrig. Die beiden Werke sind derzeit keineswegs ausgelastet. Siforco ist auf Expansion eingestellt.DOMINIC JOHNSON