HAMBURGER SZENE VON HANNES STEPPUTAT
: Klare Botschaften vor leeren Reihen

Fegebank will den Anschein echten Wettbewerbs aufrechterhalten: „Wenn ich Spitzenkandidatin werden sollte …“, sagt sie dann

Sechzehn. Sechzehn handgezählte Gäste sind nach Altona gekommen an diesem Montag Abend, um dabei zu sein beim „Kreuzverhör“. So nämlich haben die Grünen überschrieben, was sich da zutragen soll im „Maker Hub“: Ins „Kreuzverhör“ nehmen will man die drei AnwärterInnen auf die Grünen-Spitzenkandidaturen für die nächste Bürgerschaftswahl.

Zunächst entfaltet sich dann aber doch eher ein netter Plausch. Ungefähr die Hälfte der ZuschauerInnen scheinen entweder selbst Grüne zu sein oder bei denen beschäftigt: Man spricht sich mit Vornamen an und ist nett zueinander. Das gilt auch für die KandidatInnen: die Landesvorsitzende Katharina Fegebank, Bürgerschaftsfraktionschef Jens Kerstan und der Abgeordnete Till Steffen wollen offenkundig nicht in offene Konkurrenz zueinander treten – keine Seitenhiebe, keine Kritik an dem, was das Gegenüber sagt.

Bei Fegebank mag das noch einleuchten: Mangels Gegenkandidatin wird sie ohnehin im Kandidatendoppel vertreten sein. Aber sie will den Anschein echten Wettbewerbs aufrechterhalten: „Wenn ich Spitzenkandidatin werden sollte …“, sagt sie dann. Anders ist die Lage für Kerstan und Steffen: Auf der Landesmitgliederversammlung Ende September kann nur einer Spitzenkandidat werden. Bis dahin scheinen sie Einigkeit präsentieren zu wollen und ergehen sich – wie dann auch Fegebank – in Plattitüden über die „Veränderungspartei“ und das Vermitteln „klarer Botschaften“ statt von „Wischiwaschi“. Die glaubwürdigste Rolle liefert am Ende Jens Kerstan ab als Kämpfer für die „grünen Kernkompetenzen“ Umwelt und Ökologie – vor großteils leeren Stuhlreihen.

Etwas Würze in den Abend zu bringen, das wäre wohl die Aufgabe von Moderator Manuel Sarrazin, Grünen-Bundestagsabgeordneter aus dem Hamburger Süden. Was der aber nicht tut, sondern sich aufgedreht verliert in Insiderwitzchen, harmlosen Fragen und schlechten Anspielungen. So stellt er Fegebank, immerhin europapolitische Sprecherin ihrer Fraktion, als „Europafrau“ vor – von denen man ja wisse, dass sie die „geilsten“ seien.