Mit Abitur in die Lehre

BERUFSEINSTIEG Immer mehr Jugendliche mit Hochschulreife beginnen Lehre statt Studium

Auf Hamburgs Ausbildungsmarkt bahnt sich ein grundlegender Wandel an: Im vergangenen Jahr begannen erstmals mehr Abiturienten als Jugendliche mit einem Realschulabschluss eine Lehre. Am beliebtesten waren einmal mehr die kaufmännischen Berufe.

Insgesamt hätten sich im vergangenen Ausbildungsjahr 5028 AbiturientInnen für eine Ausbildung entschieden, erklärte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag bei der Präsentation des aktuellen Ausbildungsberichts. Das sind 38,1 Prozent der 13.196 neuen Lehrlinge. Die übrigen Ausbildungsplätze verteilten sich zu 34,4 Prozent auf Jugendliche mit einem mittleren (4.539) und zu 23,6 Prozent auf Schulabgänger mit einem ersten allgemeinbildenden Schulabschluss (3.117). 367 der angehenden Auszubildenden hatten keinen Abschluss.

Trotz dieser Entwicklung sieht der Schulsenator keine Gefahr, dass Abiturienten Bewerber mit einem geringeren Schulabschluss aus dem Lehrstellenmarkt verdrängen könnten. Die langfristige Entwicklung zeige, dass die Zahl der BewerberInnen insgesamt zurückgehen werde, erklärte Rabe. Künftig werde es also eher leichter, einen Ausbildungsplatz zu bekommen – sofern der Bewerber ausbildungsfähig ist. Dagegen aber spricht, dass im vergangenen Ausbildungsjahr auch ein Rückgang bei den Lehrstellen von 4,4 Prozent zu verzeichnen ist. Bei den Pflegeberufen und den angehenden Erziehern allerdings gibt es erhöhten Bedarf und 9,2 beziehungsweise 4,8 Prozent mehr angebotene Lehrstellen.

Hauptursache für die Abiturientenschwemme bei den Neu-Lehrlingen ist laut Rabe die hohe Zahl anspruchsvoller Ausbildungsberufe in Hamburg: „Viele von ihnen setzen das Abitur voraus, das gilt sogar für das Handwerk.“ Dort hätten bereits rund 16 Prozent der Auszubildenden die Hochschulreife.  MAC