Vergeblicher Schichtungsversuch

KUNST Im Max-Planck-Institut wird eine Kunstinstallation abgebaut. Sie verstoße gegen den Brandschutz

Eigentlich wird mit der gerade gestarteten Art Week überall in Berlin die Kunst aufgebaut. Im Max-Planck-Institut für Bildungsforschung machte man es andersherum. Zwölf Tage widmete sich dort die polnische Künstlerin Lila Karbowska dem Aufbau ihrer Installation „Amygdala“: weißes Seidenpapier, zusammengeknüllt, wieder entfaltet und dann Blatt für Blatt übereinandergeschichtet – Gehirnzellen verkörpernd. Einen Tag vor Eröffnung der Ausstellung am 12. September bekam sie einen Anruf, sie müsste alles wieder abbauen. Grund: Die Installation im Treppenhaus des Gebäudes verstoße gegen die Brandschutzverordnung.

Bereits vor zwei Jahren bewarb sich Lila Karbowska mit ihrer Idee für eine Rauminstallation beim Max-Planck-Institut und bekam auch eine Zusage. Seitdem besprach sie mit den Mitarbeitern, wie sie ihr Kunstwerk plant. Geld bekommt sie dafür nicht, die Materialkosten zahlte das polnische Institut, dafür sollte ihre Installation gut eineinhalb Monate zu sehen sein, das war die Abmachung.

Während Karbowska im September tagelang Seidenblatt auf Seidenblatt schichtete, gab es keine Anzeichen von Einwänden. Niemand äußerte Bedenken. Als sie dann den Anruf erhielt, dass ihre Arbeit am 16. September wieder abgebaut wird, zur Not auch ohne ihr Beisein, wendete sie sich an den Berufsverband Bildender Künstler (BBK) und bat um Unterstützung. Ein Brief an den Geschäftsführer des Instituts wurde geschrieben.

Das Max Planck-Institut bot daraufhin an, die Installation in einem Katalog zu dokumentieren. Das war alles. Am Dienstag wurde dann abgebaut, Karbowska war den ganzen Tag dabei. „Wir bedauern sehr, wie das gelaufen ist“, sagt Kerstin Skork, eine Sprecherin des Instituts. Wieso der Verstoß gegen die Brandschutzverordnung nicht früher aufgefallen ist, dazu kann sie nichts sagen.

Die Mitarbeiter des BBK sind ebenfalls enttäuscht, dass sie nicht mehr erreicht haben. „Wie Lila Karbowska ergeht es vielen Künstlern in Berlin. Wenn man Kunst umsonst anbietet, begegnen Institutionen einem ohne Respekt“, sagt eine Sprecherin. Bleibt zu hoffen, dass es den Künstlern der Art Week besser ergeht. ANNA BORDEL