Die kleine Wortkunde

Brrt-brrt tack-tack-tack brrrrt. So klang er einst, der Sound des Speicherns. Damals, als Computer noch Laufwerke hatten. Schlitze, in die man Disketten reinstecken musste. Sperrige Floppys, auf die läppische 120 Megabyte passten.

Schon seit Jahren benutzt kein Mensch mehr Disketten. Trotzdem weiß jedes Kind, wie sie aussehen. Denn wann immer man digital etwas auf externen Festplatten, USB-Sticks oder in der Cloud speichert, klickt man – genau: auf ein Diskettensymbol.

Das will die Stuttgarter Zeitung jetzt ändern: „Disketten gibt’s nicht mehr“, hat sie bemerkt und flugs einen Wettbewerb ausgeschrieben, um ein neues Symbol fürs „Speichern unter“ zu finden.

Dabei ist das Diskettenicon nicht veraltet, sondern SKEUOMORPH. Mit diesem Begriff aus dem Griechischen bezeichnet man Designelemente, die einen älteren Gegenstand nachahmen – ohne dass diese Retro-Referenz funktional Sinn ergibt. Also zum Beispiel ein krumm gebogenes Telefonhörer-Symbol im Skype-Account. Das Klicken beim Auslösen einer Handykamera, das klingt wie eine Spiegelreflex. Und so wie die Eisenbahn schon seit Längerem nicht mehr Tuff-tuff macht, gelöschte Dokumente keinen Papierkorb brauchen und Elektroautos auch nur deshalb einen Sound haben, um uns nicht zu Tausenden zu überfahren, werden auch die Kinder der nuller Jahre nicht daran scheitern, dass sie zum Speichern auf das Symbol eines Speicherartefakts klicken müssen, das sie im echten Leben nie benutzt haben. MLA