Bei Zugriff Zündung

Die „al-Qaida des Maghreb“ ist auch in Marokko aktiv. In Casablanca sprengen sich drei Verdächtige in die Luft

Die Gruppe war dabei, mehrere Anschläge in Casablanca vorzubereiten, so die Behörden

MADRID taz ■ Die Szene wirkt gespenstisch. Dutzende von schwer bewaffneten Polizisten durchkämmen seit zwei Tagen das Viertel al-Fida in Casablanca auf der Suche nach radikalen Islamisten. Ein Hubschrauber der Gendarmerie überfliegt das Gebiet. Der Stadtteil der marokkanischen Metropole wurde gestern aus Angst vor Explosionen geräumt. Am Dienstag hatten sich hier drei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt.

Die Polizei war am Dienstag früh um 4 Uhr in al-Fida eingerückt. Ihre Suche nach Komplizen eines Selbstmordattentäters, der sich am 11. März dieses Jahres in einem Internetcafé in Casablanca das Leben nahm, sollte schnell erfolgreich sein. Als die Polizei zunächst zwei Männer festnehmen wollte, habe sich einer von ihnen auf der Straße selbst in die Luft gesprengt, teilten die Behörden des nordafrikanischen Landes mit. Der zweite Verdächtige sei erschossen worden, als er ebenfalls einen Sprengstoffgürtel zünden wollte. Wenige Stunden später sprengte sich ein weiterer Mann in die Luft und riss einen Polizisten mit in den Tod. Am Nachmittag dann zündete noch ein Vierter mitten in einer Menschenmenge seinen Sprengstoffgürtel, kurz bevor die Polizei zugreifen wollte. Es kam zu zahlreichen Verletzten.

Drei der vier Toten sind mittlerweile identifiziert. Der Erschossene ist Mohammed Mentala, der an der Vorbereitung der Anschläge auf jüdische und westliche Einrichtungen beteiligt gewesen sein soll, bei denen am 16. Mai 2003 in Casablanca elf Selbstmordattentäter 32 Menschen töteten und Dutzende zum Teil schwer verletzten. Der erste Selbstmörder heißt Mohammed Rachidi. Er soll am Mord an einem Gendarmen in Casablanca ebenfalls im Jahre 2003 mitgewirkt haben. Der Islamist, der mit seiner Bombe einen Polizeiinspektor tötete, ist Ajub Raydi, Bruder von Abdelfetah Raydi, dem Selbstmörder aus dem Internetcafé.

Laut Ermittlungsbehörden handelte es sich um eine „Gruppe, die von Marokkanern finanziert wurde und dabei war, Anschläge auf Kasernen und den Hafen von Casablanca vorzubereiten“. Mohammed Darif, Islamismus-Experte an der Universität von Casablanca, widerspricht: „Es ist nur schwer vorstellbar, dass die Gruppe keine Verbindungen ins Ausland hatte.“ REINER WANDLER