vor Ort: Dortmund
: SIMON BÜCKLE über westfälisches Oktoberfestbier und streitlustige Brauereien aus München

Das Bier ist den Deutschen heilig. Den Münchener Braumeistern ist es sogar so ernst mit dem goldnen Gebräu, dass sie sich nicht nur durch Justitia eine besondere Position einräumen ließen, sondern auch eigens eine Delegation in die einstige Bierstadt Dortmund schickten, um diese durchzusetzen.

Die selbst ernannte „Westfalenmetropole“ Dortmund musste den Titel als größter Brauereistandort Europas vor einigen Jahren abgeben – weil man sich an einer anderen deutschen Bier-Metropole orientierte, gab es nun gerichtlichen Ärger: Um Wiesnstimmung aufkommen zu lassen, hatten die Westfalenhallen im vergangenen Sommer während einer Party zur Fußball-Weltmeisterschaft „Oktoberfestbier“ aus dem Hause der „Dortmunder Actien-Brauerei“ (DAB) an die Fußballfans ausgeschenkt. Das Landgericht München I hat jedoch vor über 15 Jahren entschieden, dass das Oktoberfestbier nur von sechs eingetragenen Brauereien aus München gebraut werden darf. Ein klarer Rechtsbruch also – der Verein Münchener Brauereien schaltete schon Mitte Juli 2006 seine Anwälte ein.

„Wir haben überhaupt nicht gewusst, dass die Namensrechte geschützt sind und das so ein vermintes Gelände ist“, begründet Westfalenhallen-Sprecher Andreas Weber die Untat. Sofort sei eine Unterlassungserklärung unterschrieben worden. „Bier ist ja überhaupt nicht unser Geschäftsfeld – wir bieten Veranstaltungen an“, erklärt er und nimmt die DAB-Brauerei mit ins Boot: „Wir haben uns drauf verlassen, dass die sich da auskennen – das hätte uns ja auch mal jemand sagen können.“ Die Radeberger-Gruppe, zu der DAB gehört, reicht den Kelch jedoch zurück: Sie habe den Westfalenhallen das Gebräu als „WM-Bier“ verkauft und mit der Umbenennung nichts zu tun, sagt Pressesprecherin Birte Kleppin.

Ob ein Dortmunder Bier, als „Oktoberfestbier“ getarnt, wirklich mehr Kehlen hinab fließt, sei dahin gestellt. „Andere Sorten sind in viel größeren Mengen verkauft worden“, merkt Westfalenhallen-Sprecher Weber an. Der Streitwert in Höhe von rund 12.000 Euro sei demnach auch nur „eine Fußnote, keine Summe, die uns umbringt“. So sollte der Rechtstreit per Vergleich beigelegt werden. Man sei auch bereits auf dem Wege der Einigung gewesen, als der Münchener Verein von den Westfalenhallen neben Schadensersatz auch die Anwälte, die Reise nach Dortmund sowie die Spesen gezahlt haben wollte, wie Weber berichtet. Ein Fass ohne Boden: Die Advokaten stritten weiter, Ende April sollte der Fall vor Gericht behandelt werden.

„Nun kam es doch zu einem Kompromiss, mit dem wir leben können“, so der Sprecher der Westfalenhallen. Manfred Newrzella, Geschäftsführer des Vereins der Münchener Brauereien, sagt dazu nur in der passenden Mundart: „Der Kaas is‘ gegessen“. Unklar bleiben nur die Details des Deals: Die Höhe der Zahlung war nicht in Erfahrung zu bringen – und ob auf der Spesenabrechnung der Delegierten aus München auch ein kühles Blondes lokaler Brauereien auftaucht, auch nicht.