Informationsbedürfnis bei Opelanern steigt

Bochumer Beschäftigte wollen ihre Autofabrik im Ruhrgebiet retten. Betriebsratschef Rainer Einenkel deutet Comeback der „Infoveranstaltungen“ an. Unter diesem Namen hatten die Arbeiter im Herbst 2004 für ihre Jobs gestreikt

BOCHUM taz/rtr/dpa ■ Wegen der neuerlichen Krise bei Opel hat der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel gestern indirekt mit der Wiederholung des Streiks von 2004 gedroht. Nach Medienberichten über mögliche Werksschließungen der General-Motors-Tochterfirma in Europa betonte Einenkel die Protestmöglichkeiten der Beschäftigten. Es gebe „viele Möglichkeiten, sich zusammenzuschließen“, sagte der Arbeitnehmervertreter gestern in einem WDR-Hörfunkinterview. „Man kann ja reden am Verhandlungstisch, man kann aber auch reden, indem man sich informiert“, sagte Einenkel. Auch das hätten die Opelaner in der Vergangenheit gemacht.

Der wilde Opel-Streik in Bochum war vom Betriebsrat im Herbst 2004 offiziell ebenfalls als „Informationsveranstaltung“ bezeichnet worden. In Bochum bangen die noch 6.200 Opel-Beschäftigen und die zahlreichen Mitarbeiter in der Zuliefererindustrie jetzt wieder um ihre Jobs. Zwar hatte GM allen westeuropäischen Werken im Dezember 2006 eine Zukunft bis mindestens 2012 versprochen – aber viele Arbeiter glauben nicht mehr daran.

Ein Konzernsprecher verwies auf die laufenden Verhandlungen über die künftigen Produktionsstandorte für den Astra. Eine weitergehende Stellungnahme lehnte er ab. Der Kompaktwagen ist das wichtigste Modell für GM in Europa. Um den Bau des neuen Astra konkurrieren die Werke Bochum, Ellesmere Port (Großbritannien), Antwerpen (Belgien), Gleiwitz (Polen) und Trollhättan (Schweden). Der Sprecher sagte, eine Entscheidung über die Aufteilung werde bis Jahresende fallen. Es bestehe kein Zeitdruck, weil das Auto erst Ende des Jahrzehnts auf den Markt komme.

Die Opel-Werke sind einer Studie zufolge zu klein und haben zu hohe Fixkosten. Nur ein Werk in Spanien erreiche Stückzahlen von 400.000, die ausreichend seien, so Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der FH Gelsenkirchen. Alle anderen Werke lägen bei 250.000 Fahrzeugen und weniger.

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