Ron-Robert Zieler, Torwart
: Der neue Neuer

■ 22, bekommt von Experten bescheinigt, dass er ein großes Torhüter-Talent ist. Foto: dpa

Es gibt diese Gegentreffer, die als Denkzettel daherkommen. Gewohnt sachlich nahm Ron-Robert Zieler zur Kenntnis, dass Hannover 96 wohl noch andere Sorgen als den möglichen Einzug in die Champions League hat. Mit der 1:2-Niederlage beim VfB Stuttgart haben die Niedersachsen diese Chance verspielt.

Vielleicht tut es allen Beteiligten gut, sich nach einer wunderbaren Bundesliga-Saison wieder dem Boden der Tatsachen zu nähern. Keiner kann das so schön wie der 22-jährige Zieler. Viele sehen in ihm bereits den neuen Manuel Neuer. Doch trotz erstaunlicher Leistungen bleibt der Torhüter ein Meister der Bescheidenheit. „Ich fühle mich in Hannover sehr wohl und habe hier noch einen Vertrag“, pflegt er zu sagen, wenn er mal wieder ein Gerücht über das Interesse eines zahlungskräftigen Vereins kommentieren soll.

Zieler scheint gut beraten, sich zu erinnern, dass er gerade mal seit vier Monaten Bundesliga-Torhüter ist. Erst 14 Mal hat er bislang unter Beweis stellen dürfen, dass er über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt.

Die Geschichte des kleinen Ron-Robert, dem eine große Karriere vorausgesagt wird, passt perfekt zur Transferstrategie von 96-Manager Jörg Schmadtke, der erklärt: „Wir suchen da nach Spielern, wo andere nicht mehr hinsehen.“ Warum sich kein anderer Erstligist daran erinnert hat, dass Zieler schon als 15-Jähriger nach Manchester gewechselt war, um dort sein Handwerk zu lernen und eines Tages nach Deutschland zurückzukehren, bleibt ein Rätsel.

Schmadtke hatte Zieler von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt verpflichtet. Heute bescheinigen alle Experten, dass Zieler zu den größten Torhüter-Talenten Deutschlands gehört. Wenn alles vernünftig läuft, bleibt er Hannover treu und widersteht zunächst den Verlockungen der Konkurrenz. Das Schöne ist: Zieler ist unglaublich vernünftig. CHRISTIAN OTTO