Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute Nachmittag wird – genau nach dem russischen Kalender datiert – der 66. Jahrestag des Sieges über den deutschen Faschismus gefeiert. Das Motto lautet korrekt: „Wer nicht feiert, hat verloren!“ Es gibt Futter und Getränke, Musik und Infostände, vor allem gibt es jede Menge angemessenen Spaß. Hitler kaputt!

Am Mittwoch wird im Kubiz über die Aktivitäten der Bundeswehr in der Schule gesprochen. Obschon nämlich eine einseitige Beeinflussung von Schüler_innen eigentlich untersagt ist, stellen geschulte Jugendoffiziere der Bundeswehr ihre Truppe im besten Licht vor. Friedensaktivisten sucht man dagegen vergebens. Angesichts der entstehenden Berufsarmee werden derlei Aktivitäten noch zunehmen. Die Frage, wie man sich gegen Militär im Klassenzimmer wehren kann, wird auf dieser Veranstaltung erörtert.

Am Freitag wird in der Baiz über den „Weg des Phallus“ gesprochen – doch es geht hier nicht etwa um Sexualität und Schmuddelkram, sondern um den Vajrayana-Buddhismus, dem der Dalai Lama vorsteht. Und der, der redet, ist berufen: Colin Goldner hat eine wegweisende Studie zum Dalai Lama verfasst, in welcher er aufweist, welch sexistische, rein auf dem Phallus orientierte Religion der weltweit so unheimlich verehrte Friedensmann predigt. Eine Veranstaltung im Rahmen der religionskritischen Reihe „Kein Papst-Besuch in Berlin!“.

Zeitgleich wird Christian Frings im Mehringhof eine „Geschichte und Kritik des Sozialstaates“ vor unseren Augen entspinnen. Frings Hauptthese lautet: „Er wurde nicht von den Arbeitern erkämpft und ist deshalb keine Errungenschaft. Der Sozialstaat war ein nationales Projekt, er hatte immer eine repressive Funktion.“ Ist es besser, wenn er abgeschafft wird? Soll an seine Stelle das Recht des Stärkeren rücken? Alle Macht den Räten? Das steht zu diskutieren.

■ Hitler kaputt: Rosengarten im Treptower Park, Mo., 14 Uhr

■ Armee kaputt: Bernkasteler Straße 78, Mi., 17 Uhr,

■ Schwanz kaputt: Christinenstraße 2, Fr., 19 Uhr

■ Sozialstaat kaputt: Gneisenaustraße 2a, Fr., 19 Uhr