PRESS-SCHLAG
: Mitarbeiter Heynckes

KONFLIKT Der Trainer von Bayer Leverkusen arbeitet bald offiziell für Bayern München – inoffiziell tut er das schon jetzt

Der FC Bayern ist zu beglückwünschen. Denn er hat einen engagierten Trainer nach München gelockt. Vor Doppelbelastungen scheut sich Jupp Heynckes nicht, er hängt sich voll rein für seinen neuen Klub. So konnte er Keeper Butt davon überzeugen, noch ein Jährchen dranzuhängen: „Ich habe nicht nur ein sehr gutes Gespräch mit dem Vorstand, sondern auch eines mit dem neuen Trainer Jupp Heynckes geführt“, sagte Butt der Süddeutschen Zeitung. Die ordnet ein: „Butt hat eine hohe Meinung von Heynckes, er hat ihn in den fünf Nach-Klinsmann-Wochen selbst erlebt, auch aus Leverkusen hört er nur das Beste. Offenbar beruht die Wertschätzung auf Gegenseitigkeit, denn Heynckes hat Butt signalisiert, er könne sich – sollte Neuers Transfer scheitern – auch sehr gut vorstellen, mit Butt als Nummer eins in die neue Saison zu starten.“

Super Sache, denkt sich unsereins, endlich mal einer, der nicht um fünf den Griffel fallen lässt. Aber was ist eigentlich mit Leverkusen? Da hat Heynckes noch einen Vertrag, da ist er bis zum Saisonende angestellt. Nun ja, mit Leverkusen verlor er gegen die Bayern 1:5 – in jenem Augenblick, als es für Leverkusen um die Meisterschaft ging. Und aktuell gurkt Leverkusen ziemlich rumpelig herum – der zweite Platz ist in Gefahr, mithin die direkte Champions-League-Qualifikation. Die Lage wird nicht einfacher, wenn man in Rechnung stellt, dass Heynckes als Dritter mit Bayern in die Qualifikation müsste – ein nervenzehrender Gang, den sich die Klubspitze gerne ersparen würde, denn via direkter Qualifikation ließe sich auch die Kaderplanung für die nächste Saison vorantreiben. Mit der ist Heynckes offenbar schon länger beschäftigt, wenn man Butts Aussage heranzieht. Bezahlt wird dies allerdings von Leverkusen – für die Bayern eine echte Win-win-Situation.

Leverkusen kann da nur verlieren. Ganz nebenbei sieht das Arbeitsrecht eine Maßnahme vor, die in solchen Fällen greift: die Kündigung. Es ist erstaunlich, dass Rudi Völler jetzt keinen Gebrauch davon macht – wo Platz zwei in großer Gefahr ist. Ein Rauswurf wäre nur konsequent. Denn Heynckes stellt seine Fähigkeiten Bayer in einer brenzligen Situation nicht voll zur Verfügung, sondern plaudert munter über den neuen Arbeitgeber – die Welt am Sonntag freute sich über ein langes Gespräch mit Heynckes über dessen neuen Arbeitgeber, in dem der sich schon mal als Anti-van-Gaal positioniert: „Ich bin mir auch nicht zu schade, mal einen Ratschlag von Kalle Rummenigge anzunehmen und seine Meinung zu meiner eigenen zu machen.“

Armes Leverkusen: Einen derart verantwortungslosen Mitarbeiter hat kein Bundesliga-Klub verdient. Das sollte auch den Bayern zu denken geben. STEFAN OSTERHAUS