„Besatzung lohnt sich nicht“

NAHOST Kritischer israelischer Ökonom referiert über Boykott und die Ökonomie der Besatzung

■ 32, ist Wirtschaftswissenschaftler am „Alternativen Informationszentrum“ in Jerusalem.

taz: Herr Hever, Sie kritisieren die Besatzungspolitik der israelischen Regierung und werfen der vor, Kritiker zu drangsalieren. Weshalb?

Shir Hever: Viele meiner Freunde wurden bereits vom Geheimdienst verhört. Mir ist das noch nicht passiert. Aber bald wird ein Gesetz verabschiedet, dass es Israelis verbietet, den Boykott israelischer Produkte zu unterstützen. Dies tun viele Leute. Das Gesetz soll Aktivisten einschüchtern.

Sie selbst unterstützen den Boykott?

Ich unterstütze den Aufruf sehr. Er geht von hunderten palästinensischen NGOs, den Gewerkschaften und Parteien aus. Es ist der Versuch, die Befreiungsbewegung zu einem gewaltfreien Kampf zu machen.

Ist dieser Versuch effektiv?

Um einen effektiven, gewaltfreien Kampf zu führen, braucht die Bewegung mehr internationale Solidarität. Trotzdem erzielt der Boykott schon jetzt große Erfolge. Das Bewusstsein in der israelischen Gesellschaft ändert sich. Viele Menschen sehen, dass die Palästinapolitik geändert werden muss.

Heute werden Sie auch über ökonomische Folgen der israelischen Besatzung der Palästinensergebiete sprechen. Verdient Israel an ihr?

Bis zur ersten Intifada gab es Vorteile durch die Ausbeutung von palästinensischem Land und Arbeitern. Seitdem stiegen aber die Kosten für Sicherheit und Subvention des Siedlungsbaus. Die Besatzung lohnt sich nicht mehr.

Muss Israel Ihrer Meinung nach abziehen?

Ja, aber der Rest ist der Kampf der Palästinenser. Sie entscheiden, ob sie zwei oder einen – demokratischen – Staat wollen.

Interview: JMP

Vortrag: Forum Kirche, Hollerallee 75, 19 Uhr