ULRIKE HERRMANN ÜBER DEN BÖRSENGANG VON ALIBABA UND ZALANDO
: Geld produziert Geld

Es sind zwei Nachrichten, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören: Die Welt zählt jetzt 2.325 Milliardäre, die gemeinsam 7,3 Billionen Dollar besitzen, wie eine neue Studie der Schweizer Bank UBS zeigt. Und an diesem Freitag will der chinesische Internethandel Alibaba an die New Yorker Börse gehen und dort die Rekordsumme von rund 25 Milliarden Dollar einsammeln.

Doch beiden Phänomen ist gemeinsam: Geld scheint es im Überfluss zu geben. Und wer es hat, weiß nicht, wohin damit. Denn Alibaba ist kein besonders interessantes Investment. Die Firma erzielt zwar hohe Profite, aber diese sind längst im Aktienkurs eingepreist. Die Aktie ist völlig überteuert. Doch das interessiert nicht. Wer bei Alibaba einsteigt, spekuliert darauf, dass diese teure Aktie noch teurer wird.

Es dreht sich ein eigenartiges Rad an den Börsen: Überschüssiges Geld treibt die Aktien nach oben, was noch mehr Geld anzieht – und automatisch jeden Milliardär noch reicher macht. Wer Aktien besitzt, gehört zu den Gewinnern. Jedenfalls auf dem Papier.

Die Finanzmärkte hyperventilieren, wie auch Zalando zeigt. Der deutsche Internethändler macht – wenn überhaupt – nur minimalen Gewinn, will aber bis zu 633 Millionen an der Frankfurter Börse einsammeln.

Hohe Aktienkurse signalisieren normalerweise, dass die Wirtschaft brummt. Doch diesmal sind sie ein Krisensymptom. Das Geld flüchtet an die Börse, weil die Realwirtschaft stagniert. Statt in die Produktion zu investieren, wird mit Aktien spekuliert.

Der Crash ist vorprogrammiert. Es fragt sich nur noch, wann er eintritt. In den vergangenen zehn Jahren gab es drei schwere Krisen, und daher weiß man auch: Nicht die Milliardäre werden leiden. Ihr Vermögen schrumpft zwar, aber ihren Job verlieren die Arbeitnehmer.

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