Bomben von Algier erschüttern auch Spanien

Nach den Anschlägen und Drohungen von al-Qaida Maghreb an Spanien verschärft man dort die Grenzkontrollen

MADRID taz ■ Zur „Priorität der Prioritäten“ erklärte Spaniens Innenminister Alfredo Rubalcaba nach den Bombenattentaten von Algier gestern den Kampf gegen den Terrorismus. Nach den Anschlägen, die mindestens 33 Tote forderten, hat das spanische Innenministerium die Grenzkontrollen in den Häfen von Cádiz, Algeciras und Alicante verstärkt. An den Übergängen von Marokko nach Ceuta und Melilla wird Fahrzeug für Fahrzeug genau kontrolliert. In Südspanien werden laut Presseberichten zwei flüchtige Terroristen aus Casablanca gesucht.

Al-Qaida Maghreb, die sich zu den Selbstmordattacken auf das Amt des algerischen Ministerpräsidenten und ein Polizeirevier in Algier vom Mittwoch bekannt hatten, lassen keinen Zweifel an ihrem Ziel. „Wir werden nicht ruhen, bis wir die ganze Erde des Islams von Kreuzzüglern, Abtrünnigen und Spionen befreit und wieder Fuß im geraubten Andalusien gefasst haben“, hieß es im Bekenneranruf beim Nachrichten-TV al-Dschasira.

Es ist nicht das erste Mal, dass das internationale Terrornetzwerk Südspanien als Ziel ausgibt. Das Gebiet, das bis zum 15. Jahrhundert islamisch beherrscht war, soll ebenso wie die beiden spanischen Exklaven an der marokkanischen Nordküste, Ceuta und Melilla, zurückerobert werden. Besonders um die beiden Exklaven machen sich die spanischen Sicherheitskräfte Sorgen. In den vergangenen Jahren wurde hier eine Spezialeinheit zur Bekämpfung islamistischen Terrors mit knapp 1.000 Mann aufgebaut. Erst vor vier Monaten wurde eine salafistische Zelle ausgehoben, die in direktem Kontakt mit den Marokkanisch-Islamischen Kämpfenden Gruppen (GCIM) gestanden haben soll. Die GCIM soll hinter den Anschlägen von Casablanca im Mai 2003 auf westliche und jüdische Einrichtungen stecken, bei denen 11 Selbstmordattentäter 32 Menschen töteten. Ein Teil der Verantwortlichen für die Bomben von Madrid am 11. März 2004 sollen ebenfalls dieser Gruppe angehören.

Auch Frankreich sieht sich bedroht. Die ehemalige Kolonialmacht Algeriens und Marokkos sei „ein privilegiertes Ziel von Terroristengruppen“, warnt Antiterrorrichter Jean Louis Bruguière. Ein Vertreter des französischen Geheimdienstes versucht gegenüber der Agentur AFP das Volk zu beruhigen. Die Bedrohungslage sei zwar unverändert hoch. Wegen der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen sei die Polizei aber ohnehin in ständiger Alarmbereitschaft.

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