Der Fan des Gegners

Armina Bielefeld droht nach dem 2:4 gegen Frankfurt der Abstieg. Jörg Böhme outet sich als Eintracht-Fan

BIELEFELD taz ■ Es muss eine legendäre Weihnachtsfeier gewesen sein bei den Rhönadlern im Jahr 1995. Jörg Böhme führte sie in einem Fragebogen jahrelang als „schönstes Erlebnis“ an. Böhme ist noch heute Mitglied bei den Rhönadlern, wie er der Zeitung Neue Westfälische sagte. Vielleicht hat er am Samstag ein paar Adler wieder gesehen. Ein schönes Erlebnis war es sicherlich nicht, denn die Rhönadler sind ein Fanclub der SG Eintracht Frankfurt. Dort begann Böhme 1995 seine Karriere in der Fußball-Bundesliga. Zwölf Jahre später ist er Profi in Bielefeld. Vielleicht endet deshalb bald die Karriere in der höchsten Spielklasse, denn die Arminia verlor gegen die Eintracht mit 2:4 (1:2) und bleibt damit nach 29 Spieltagen auf einem Abstiegsplatz.

Die Konsolidierungsphase unter dem neuen Trainer Ernst Middendorp mit vier Punkten aus zwei vorangegangenen Spielen wurde dadurch beendet. Die Zuversicht in Ostwestfalen wich wieder der Hoffnung, die sich in erster Linie darin begründete, dass auch viele Konkurrenten am Wochenende verloren. Finanzchef Roland Kentsch gelang in dieser Hinsicht ein bemerkenswerter Satz: „Wenn ich nicht hoffen würde, wäre ich nicht Geschäftsführer von Arminia Bielefeld.“

Die rettenden Plätze sind noch in Schlagdistanz, auch die Frankfurter haben nur vier Punkte Vorsprung auf den Tabellen-16. aus Ostwestfalen. Friedhelm Funkel sagte: „Es war ein wichtiger Sieg und ein ganz, ganz kleiner Schritt auf dem Weg zum Ziel, das wir erreichen werden.“ Diese Überzeugung vertrat der Frankfurter Trainer schon während der gesamten Saison. In den vergangenen Wochen mehrten sich die Stimmen, die fürchteten, das Gegenteil werde eintreten, wenn Funkel nicht entlassen werde.

Es waren hektische Tage am Riederwald nach dem 1:3 gegen Energie Cottbus. Ioannis Amanatidis sprach einigen Kollegen zum wiederholten Mal den rechten Willen ab, Funkel strich Albert Streit und Michael Thurk aus dem Kader für das Spiel in Bielefeld. „Ich wehre mich energisch dagegen, dass ich sie suspendiert habe. Ich habe sie nicht nominiert, weil sie in den vergangenen Wochen schlecht gespielt haben“, sagte Funkel, der von den Äußerungen Amanatidis‘ ebenfalls wenig begeistert war. Entsprechend unterkühlt fiel die Beurteilung des Griechen aus, der nach langer Verletzungspause immerhin zwei Tore (10., 47. Minute) erzielt hatte: „Das war schon vielversprechend.“

Im Gegensatz zu einigen anderen Partien in dieser Saison verstand es die Eintracht, ein weitestgehend überlegen geführtes Spiel auch zu gewinnen und die „Mehrzahl der Fehler, die wir gemacht haben“ (Middendorp) auszunutzen. “Wenn wir so weiter machen, gibt es keine Probleme mit dem Klassenerhalt“, sagte Amanatidis. Die Mannschaft habe an ihre Stärke geglaubt, die er vorher herausgestrichen hatte, sagte Funkel. Der Trainer nahm sich eine Statistik zur Hilfe, von der er wohl zu Recht behauptete, dass sie „vielen gar nicht bewusst“ sei. Eintracht Frankfurt verlor auswärts von 21 Pflichtspielen nur vier, alle in der Bundesliga. Das wird auch morgen wohl wieder zur Sprache kommen, wenn die Eintracht beim1. FC Nürnberg um den Einzug ins DFB-Pokalfinale streitet. Jörg Böhme spielte bei beiden Vereinen. Als echter Rhönadler dürften die Sympathien aber klar verteilt sein.

MARCUS BARK