Viel Ehr‘ für Gerhard Richter

Gerhard Richter wird heute Kölner Ehrenbürger. Er gilt vielen als erfolgreichster Künstler der Gegenwart

KÖLN taz ■ Das Wirtschaftsmagazin Capital wählte ihn zum dritten Mal in Folge zum bedeutendsten Künstler 2006 – und auch die Stadt Köln möchte sich gerne ein wenig in seinem Ruhm sonnen: Der Maler Gerhard Richter wird heute mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt ausgezeichnet. Als 24. Ehrenbürger der Stadt steht er nun in einer Reihe mit Konrad Adenauer, Heinrich Böll und Willy Millowitsch.

Der Stadtrat hatte die Auszeichnung bereits im November 2005 beschlossen. Auf Wunsch des 75-Jährigen, der seit 1983 in Köln lebt, wurde der Termin der Verleihung jedoch auf dieses Jahr verlegt, kurz bevor das von ihm entworfene Fenster im Südquerhaus des Kölner Doms geweiht wird.

Eine andere Ehrung ist dem berühmten Künstler dagegen nicht so gelegen: Bereits im Januar hatte Richter dem Land Sachsen eine Absage erteilt, das dem in Dresden geborenen Wahlkölner den sächsischen Verdienstorden verleihen wollte. Eine Mitarbeiterin Richters sagte der Dresdner Morgenpost zur Begründung, Richter habe eine „prinzipielle Skepsis“ gegenüber Ehrungen.

Möglicherweise hat Richter mit der Absage eine alte Rechnung beglichen: So wurde 1950 sein erster Aufnahmeantrag für die Kunsthochschule in Dresden abgelehnt. Ein Jahr später konnte er dann doch studieren – und schuf in dieser Zeit zwei Gemälde für die Mensa der Akademie und für das Dresdner Hygienemuseum. Beide Gemälde wurden jedoch nach seiner Flucht 1961 in den Westen übermalt.

2002 feierte ihn das Museum of Modern Art in New York mit der größten Ausstellung, die je einem lebenden Künstler gewidmet wurde. Manche sehen in ihm den erfolgreichsten Maler der Gegenwart und den „Picasso des 21. Jahrhunderts“.SUSANNE GANNOTT