Anschlag in Kundus

Bei Selbstmordattentat sterben neun Polizisten. Bericht kritisiert hohe Zahl von zivilen Opfern in Afghanistan

KABUL afp/dpa/rtr ■ Bei einem Selbstmordanschlag im als relativ ruhig geltenden nordafghanischen Kundus sind mindestens neun afghanische Polizisten getötet worden. 25 weitere Beamte wurden verletzt. Zum Zeitpunkt des Anschlags am Montag war eine Bundeswehr-Patrouille in der Stadt. Deutsche Soldaten kamen nach Angaben der Bundeswehr jedoch nicht zu Schaden. Deutsche Polizeiausbilder sind derzeit nicht am Standort in Kundus eingesetzt.

Wie der Gouverneur von Kundus, Mohammed Omer, mitteilte, sprengte sich der Selbstmordattentäter vor einer Polizeiwache in die Luft, als die Polizisten ihre Morgengymnastik vor dem Gebäude machten. Der Täter kam den Angaben zufolge zu Fuß zu der Wache und wechselte einige Worte mit den Beamten, bevor er inmitten von ihnen den Sprengstoff zündete. Ein Taliban-Sprecher übernahm im Namen seiner Gruppe die Verantwortung für den Anschlag. In allen afghanischen Städten stünden Selbstmordattentäter für weitere Angriffe bereit.

Laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wurden in Afghanistan im vergangenen Jahr rund tausend Zivilisten getötet. „2006 war das tödlichste Jahr für Zivilisten seit dem Sturz der Taliban“, so HRW in dem gestern veröffentlichten Bericht, der die menschlichen Opfer des Krieges thematisiert. 669 Zivilisten starben nach HRW-Angaben im vorigen Jahr bei Angriffen der radikalislamischen Taliban und anderer Aufständischer. Bei Operationen der Nato und der US-geführten Koalitionstruppen seien im gleichen Zeitraum mindestens 230 Zivilisten getötet worden, so HRW. KEL