Hochschule verweigert Resozialisierung

Nach der Bremer will nun auch die FH in Wilhelmshaven nichts mehr von einstigem „Pershing-Richter“ Jahr wissen

BREMEN taz ■ Der designierte Rektor der Hochschule Bremen und einstige „Pershing-Richter“ Hans-Christoph Jahr muss nun auch um seinen alten Arbeitsplatz kämpfen. Die Fachhochschule Wilhelmshaven focht gestern den Arbeitsvertrag mit ihrem Wirtschaftsdekan an. Anlass gäben die „durch die Rektor-Wahl an der Hochschule Bremen bekannt gewordenen Hintergründe“, erklärte die Hochschule gestern. Jahr, seit 2000 Professor in Wilhelmshaven, war 1994 in einem Indizienprozess wegen Rechtsbeugung verurteilt worden und saß 18 Monate im offenen Vollzug in Haft. Er hatte als Frankfurter Amtsrichter Verkehrsdelikte verhandelt, die nach Meinung der Staatsanwaltschaft bereits verjährt waren.

Der Akademische Senat der Hochschule Bremen hatte Jahr im Februar zum neuen Rektor gewählt. Wenig später tauchten alte Zeitungsberichte von dessen Haftantritt auf. Die Hochschule bat Wissenschaftssenator Willi Lemke (SPD) daraufhin vergangene Woche, Jahr doch lieber nicht zu berufen. Lemke kündigte an, der Bitte zu folgen.

Die FH Wilhelmshaven hüllte sich gestern auf die Frage nach den juristischen Gründen für die Kündigung in Schweigen. Die Entscheidung sei aber „im Einvernehmen mit dem Niedersächsischen Wissenschaftsministerium“ getroffen worden und habe mit der Lehr-Qualität Jahrs „überhaupt nichts“ zu tun, sagte eine Sprecherin der taz. Jahr kündigte Rechtsmittel an. Er warf der FH vor, den Fachbereich nun doch zerschlagen zu wollen.

Der AStA der FH Wilhelmshaven überreichte der Hochschulpräsidentin 600 „Ja zu Jahr“-Unterschriften von Studierenden und KollegInnen. Der AStA der Hochschule Bremen forderte Lemke auf, Jahr zum Rektor zu berufen. Dessen Wahl sei nicht annulliert worden, der Akademische Senat auf seiner Sondersitzung nicht beschlussfähig gewesen. ARMIN SIMON