„Noch mehr Lärm ist Irrsinn“

VERFAHREN Das Verwaltungsgericht verhandelt über die sogenannte Ertüchtigung des Hauptbahnhofs

■  63, Mitinitiator der stadtteilübergreifenden Initiative gegen Bahnlärm.

taz: Herr Ruffler, Sie gehörten 2010 zu den Begründern der Bahnlärm-Initiative. Was war der Anlass?

Walter Ruffler: Im Frühjahr 2010 stand fest, dass die Güterzug-Kapazität des Bremer Hauptbahnhofs für den Jade-Weser-Port-Verkehr um 25 Prozent gesteigert werden soll. Da haben wir als Anwohner der Bahnstrecke gesagt: Es ist jetzt schon viel zu laut, eine weitere Steigerung ist Irrsinn. Es muss eine Alternative her.

Gibt es denn eine Alternative?

Die zusätzlichen Güterzüge könnten über die Strecke Oldenburg-Cloppenburg-Osnabrück fahren. Eine Überprüfung von Alternativstrecken hat von Seiten der Bahn jedoch nie stattgefunden. Hier setzt meine Klage an: Es gibt ja diese Strecke, die Bahn hätte das abwägen müssen. Das ist ein schwerer Verfahrensfehler. Ich fechte den Planfeststellungsbeschluss daher als fehlerhaft an, er soll aufgehoben werden.

Die Bauarbeiten, gegen die Sie 2012 Ihre Klage einreichten, sind inzwischen abgeschlossen. Warum fahren Sie den Prozess fort?

Es wäre natürlich unrealistisch, zu fordern, dass die Bauarbeiten rückgängig gemacht werden. Als Heilung dieses offensichtlichen Verfahrensfehlers soll die Bahn aber verpflichtet werden, Lärmschutzmaßnahmen an der gesamten Strecke von Huchting bis Hemelingen vorzunehmen, sodass die Grenzwerte des Bundesimmissionsschutzgesetzes eingehalten werden. Das sieht zum Beispiel vor, dass nachts nur 49 Dezibel an den Anwohner-Hauswänden gemessen werden sollen. An meinem Haus hat die Bahn seiner Zeit 75 Dezibel ermittelt. Dieser Zustand wird sich mit der zunehmenden Inbetriebnahme des Jade-Weser-Ports nicht verbessern.

INTERVIEW: CLARA ZINK

Gerichtsverhandlung: 14 Uhr, Justizzentrum am Wall